Tierseuche: Afrikanische Schweinepest: Forscher arbeiten an Impfstoff
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) rückt näher: Osteuropäische Länder melden bereits Tausende infizierte Tiere. Ein Impfstoff wäre genau das richtige. "Doch die meisten klassischen Methoden der Impfstoffentwicklung, wie wir sie von anderen Viren kennen, funktionieren bei der Afrikanischen Schweinepest nicht", erklärt Linda Dixon, Leiterin der Arbeitsgruppe African Swine Fever am Pirbright Institute, einem führenden britischen Forschungsinstitut für Tiergesundheit.
Eines der Probleme, auf die Dixon im Video allerdings nicht eingeht: Das Virus scheint sehr komplexe Immunantworten auszulösen. Und die Gabe von gegen das Virus gerichteten Antikörpern hat sich als nicht ausreichend schützend herausgestellt. Möglicherweise passen sich die Antigene an der Oberfläche des Virus sehr schnell an, sodass die Antikörper sie nicht mehr erkennen können.
Doch Forscher versuchen es weiter. Zum einen sollen nun abgeschwächte Lebendimpfstoffe durch genomische Analysen verbessert werden. Zum anderen wird unter den 165 Virusproteinen nach solchen gesucht, die einen Schutzmechanismus auslösen könnten. Der Clip datiert übrigens auf den vergangenen Sommer, entstand also nicht in der aktuellen Bedrohungslage. Erst im Januar 2018 hat Dixon aber in den Fachjournalen Vaccine und The Veterinary Journal zwei Publikationen über die gegenwärtige Bedrohung der globalen Schweineindustrie sowie über Erfolge bei der Immunisierung von Schweinen gegen ASP veröffentlicht.
Einen Schwerpunkt legt die Wissenschaftlerin im Video auch auf die Rechtfertigung von Tierversuchen. Dabei sollte deren Notwendigkeit in dieser Art der Forschung eigentlich selbsterklärend sein, denn der Test, ob ein Impfstoff im Körper eines Schweins ausreichende Immunität hervorruft, kann eben nur am Körper eines Schweins durchgeführt werden. Auch Impfstoffe für Menschen werden schließlich in klinischen Studien getestet.
Seine Brisanz erhält das Thema durch die aktuelle Bedrohung der mittel- und westeuropäischen Hausschweine. Weil die ASP bereits an mehreren Orten in Polen in Wildschweinen nachgewiesen wurde, forderte der Deutsche Bauernverband Anfang des Jahres, 70 Prozent der deutschen Wildschweine zu töten – es geht um mehrere Millionen Tiere.
Wildschweine sind zwar ein Reservoir für die ASP, ein hämorrhagisches Fieber, das die Schweine binnen weniger Tage umbringt. Aber sie sind nicht der direkte Überträger, denn es gibt meist kaum Kontakt zwischen Wild- und Hausschweinen. Auch in Osteuropa ist der Mensch der wichtigste Überträger, etwa indem ein Mitarbeiter eines Schweinemastbetriebs an seinen Schuhen das Virus aus dem Wald einschleppt, – es bleibt in der Umwelt nämlich monatelang infektiös. Oder indem man Zuchtschweine mit Essensresten wie Wildschweinprodukten füttert, die verseucht sein können.
Falls das Virus auf solchen Wegen die deutschen Schweinemastbetriebe erreicht, würde das nicht nur massive Handelsbeschränkungen und großen wirtschaftlichen Schaden bedeuten – auch in diesem Szenario würden Millionen Tiere gekeult werden.
Unwahrscheinlich ist das nicht: Der jüngste Infektionsherd liegt gerade einmal 400 Kilometer entfernt, wie Medien im Februar 2018 berichteten.
Trotz moderner Methoden der Molekularbiologie und Genetik wird die Suche nach einem Impfstoff aber frühestens in einigen Jahren zum Erfolg führen. Die meisten Experten sind sich darin einig, dass gegen die aktuelle Bedrohung nur verschärfte Hygienemaßnahmen und räumliche Trennung von Populationen helfen. Über den Nutzen einer Dezimierung der Bestände wird indessen gestritten.
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