Ausgrabung: Archäologie des Wilden Westens
Wie sah der Alltag im vermeintlichen Wilden Westen aus? Zwar existieren einige schriftliche Aufzeichnungen, und auch Fotografien kannte das Ende des 19. Jahrhunderts schon. Am Beispiel von Virginia City in Nevada könnten sich nun mehr Details herausfinden lassen. Dank der reichen Silbervorkommen war Virginia City damals eine Boom Town mit Minen, Saloons und sogar einem Opernhaus. Letzteres war nach dem Stadtbrand von 1875 über den Resten der Piper’s Old Corner Bar errichtet worden und hat diese so konserviert.
Die US-Archäologin Kelly Dixon von der University of Montana untersuchte unter anderem die Überreste der Piper’s Old Corner Bar und des Boston Saloons. Anhand ihrer über 30 000 Funde stellte sie fest, dass in der Piper’s Old Corner Bar nicht nur harter Alkohol, sondern auch Mineralwasser aus Deutschland ausgeschenkt wurde. Auch waren beide Saloons alles andere als Kaschemmen, im Gegenteil: Sie waren edel ausgestattet, zum Beispiel mit Kristallgläsern und chinesischem Porzellan. Anhand von Tierknochen ließ sich darüber hinaus feststellen, dass hier auch sehr gute Fleischgerichte angeboten wurden.
Archäologie beschäftigt sich nicht nur mit Jahrtausende alten Objekten, so zeigt dieser sehenswerte Filmbeitrag aus der ARD-Sendung "[W] wie Wissen", sondern lässt sich auch auch auf neuere Zeitabschnitte anwenden. Gerade in der jüngeren Geschichte ist die Kombination von Archäologie, archivalischer und historischer Forschung oft sehr fruchtbar. So erfährt man zum Beispiel, dass der Boston Saloon im Jahr 1854 von William Brown eröffnet wurde – von einem Mann afroamerikanischer Herkunft in einer Zeit, in der die Sklaverei in den USA noch zum Alltag gehörte.
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