Filmkritik: "Europa Report": Außerirdisches Leben auf einem Jupitermond?
Vier Männer und zwei Frauen schickt der Spielfilm "Europa Report" des ecuadorianischen Regisseurs Sebastián Cordero auf die längste Reise, die Menschen je unternommen haben: eine Expedition zum Jupitermond Europa. Dort hoffen sie, auf außerirdisches Leben zu stoßen.
Tatsächlich diskutieren auch seriöse Forscher die Möglichkeit, dass sich auf dem Mond einfache Lebensformen entwickelt haben. Weil er fast komplett von Wassereis umgeben ist, erscheint der über 3000 Kilometer messende Trabant als einer der hellsten Monde im Sonnensystem. Bei einer Oberflächentemperatur von rund 102 Kelvin, etwa minus 170 Grad Celsius, könnte das Eis fast überall Tausende Meter dick sein. Darunter aber liegt ein flüssiger Ozean. Dort, wo er von Vulkanen aufgeheizt wird, ist das Eis vielleicht bis fast an die Oberfläche aufgeschmolzen.
An genau einer solchen Stelle wollen die Expeditionsteilnehmer im Film die granitharte Eisschicht durchbohren und Proben aus dem salzigen Wasser entnehmen. Wasser und Wärme, so ihre Vermutung, bedeutet Leben. Zumindest im Prinzip.
So weit, so plausibel. Es bleibt die Frage: Wäre der Jupiter für Menschen nicht viel zu weit entfernt? Allein für den Hinweg zu dem riesigen Gasplaneten benötigten die Sonden Juno und Galileo mehr als sechs Jahre. Eine bemannte Reise dieser Dauer quer durchs Sonnensystem, zu der noch der Rückflug hinzukäme, wäre mit heutigen Mitteln kaum vorstellbar.
Oder doch? Tatsächlich stellte der US-Milliardär Elon Musk, visionärer Besitzer des Raumfahrtunternehmens SpaceX, bereits im September 2016 ein Interplanetary Transport System vor. Es soll Siedler auf den Mars bringen, aber auch Langzeitexpeditionen zu den Jupitermonden unterstützen. Ab 2024, behauptet zumindest Musk, könnte der erste Mensch auf dem Roten Planeten landen.
"Europa Report" erzählt also von der Zukunft, befindet sich aber in sehr genauem Einklang mit den Fakten und widersteht darüber hinaus der Versuchung, außerirdisches Leben als bedrohlich oder feindlich darzustellen. Mit Erklärungen geht der Film dabei so sparsam um, dass Zuschauer mit naturwissenschaftlicher Vorbildung im Vorteil sind.
Dennoch erweist sich der 90-Minüter als ungewöhnlich spannend. Und er ist Science Fiction im besten Sinne – eine Hommage an Forscher und Entdecker, die für die Wissenschaft ihr Leben einsetzen.
Europa Report. DVD und Blu-ray, VoD, USA 2013. Regie: Sebastián Cordero
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