China-Impressionen: Das „Reich der Mitte“ auf dem Sprung zur Qualitätsproduktion?
China, inzwischen weltweit Nummer Eins der verarbeitenden Industrie, wirtschaftet heute noch in einem gewaltigen industriellen Spannungsfeld. Nach Infos des Berliner Mercator Institute for China Studies – einer der weltweit größten Forschungsstätten über das Reich der Mitte – kommen auf tausend Mitarbeiter heute nur 14 Industrieroboter zum Einsatz, während im hochautomatisierten Deutschland die Zahl bei 282 liegt. Deutschland gilt auf dem Weg zur Industrie 4.0, die China schnell umsetzen möchte, als präferierter Partner. Es fehlt dafür nicht an Geldmitteln, aber an Know How sowie an einem geeigneten Mitarbeitertyp, dem gut geschulten Facharbeiter. Deshalb möchte die politische Führungsspitze auch das duale Bildungssystem deutscher Prägung schnell aufbauen. Für diese deutschen Kooperationen in den Bereichen Bildung sowie Automatisierung geht sie langfristige Kooperationen mit deutschen Forschungszentren ein. Das sorgt schon manchen Politiker und Industriemanager hierzulande, da Know How gerade über den Wissenschaftssektor gänzlich unkontrolliert ins Reich der Mitte abfließt.
China hat große Pläne: Mit dem neuen Fünfjahresplan, der ab 2016 gelten wird, will die KP effizientere und nachhaltige Wirtschaft aufbauen und die Produktion weitgehend automatisieren. Gleichzeitig ist festgeschrieben, dass das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen der 1,3 Milliarden Chinesen kräftig steigen wird. In wenigen Jahren will China dem Club der Wohlstandsländer angehören.
Susanne Päch besuchte während ihrer Reise durch das Reich der Mitte die China Branch des Karlsruher Instituts für Technologie in Suzhou, rund achtzig Kilometer östlich von Shanghai. Hier entsteht seit einigen Jahren eine Forschungs- und High-Tech-Region der Extraklasse. Die China Branch fungiert als Inkubator und Koordinator der China-Aktivitäten der Helmholtz-Gesellschaft. Ein derzeitiges Projekt zielt auf den Aufbau eines Weiterbildungssystems für die Qualifizierung von Mitarbeitern im Bereich der automatisierten Produktion. Das KIT hat inzwischen eine strategische Partnerschaft mit vier Universitäten der Region aufgebaut, darunter auch die Tongji-Universität in Shanghai, die heute zu den Elite-Hochschulen Chinas zählt und deren Vorläufer einst – diese Randnotiz aus der Geschichte sei kurz gestattet – vom Deutschen Generalkonsul 1907 in Shanghai gegründet worden ist. Mit Forschungsprojekten, Studentenaustausch und deutschen Lehrmethoden soll im Reich der Mitte eine dauerhafte Lernfabrik entstehen. Darin geht es zuletzt nicht nur um Wissensvermittlung, sondern auch um die Mitwirkung am Aufbau einer Wertegesellschaft. Heute haben chinesische Mitarbeiter keine Bindung zu den Unternehmen, in denen sie arbeiten – es fehlt an geeigneten Werten, aber auch an eigenem Markenwert der Unternehmen, die mit dieser eigenen Identität Mitarbeiter binden könnten. Mit Stefan Geiger vom Chinaform Bayern wirft Susanne Päch unter anderem einen Blick auf die wichtigsten Herausforderungen, denen sich deutsche Unternehmen in China stellen müssen.
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