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Star Wars: Jetzt ist ein für alle Mal Schluss

Zweifellos ist dies das Ende. Der neunte Star-Wars-Film »Der Aufstieg Skywalkers« entscheidet ein für alle Mal den Krieg der Guten gegen die Bösen. Nach 67 galaktischen Jahren Krieg steht den geschundenen Völkern, Rassen und Planeten hoffentlich eine Zeit des Friedens bevor.
Star Wars: Jetzt ist ein für alle mal Schluss

Veröffentlicht am: 21.10.2019

Laufzeit: 0:02:31

Sprache: deutsch

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»Es war einmal vor langer Zeit« – so fangen Märchen an. Und der Film »Krieg der Sterne«, den George Lucas im Mai 1977 in die Kinos brachte, fiel sicherlich in diese Kategorie. Ein Bauernsohn hört zufällig den Hilferuf einer schönen Prinzessin und geht auf eine Heldenfahrt, um sie zu suchen. Und, wie könnte es anders sein, er ist in Wahrheit von königlichem Geblüt mit besonderen Fähigkeiten. Ihn begleiten ein schneidiger Schmuggler mit einem schnellen Schiff und ein zauberkundiger alter Schwertkämpfer. Sie bestehen Mutproben, befreien die Prinzessin, und am Schluss besiegt der gereifte Held den bösen Gegner. Solche Geschichten erzählt man sich seit Jahrtausenden in aller Welt.

Als George Lucas seinen Film realisierte, flog die »USS Enterprise« der Sciencefiction-Serie »Star Trek« schon seit zehn Jahren auf amerikanischen Fernsehschirmen durch die unendlichen Weiten des Alls. Die Menschheit war bereits auf dem Mond gelandet, und der gesamte Weltraum schien in Reichweite zu sein. Auch deshalb erzählte Lucas ein Märchen der etwas anderen Art. Sein Schmuggler fliegt ein Raumschiff, der Schwertkämpfer führt ein Lichtschwert, und intelligente Rassen bevölkern Planeten in einer fernen Galaxie. Zwei Orden stehen sich unversöhnlich gegenüber: die guten Jedi und die bösen Sith. Beide bedienen sich der »Macht«, einer geheimnisvollen, alles durchdringenden Kraft. Die Jedi haben selbstlose Ziele, die Sith – man ahnt es – nutzen die Macht für eigennützige Zwecke. Im unausweichlich folgenden Krieg liefern sich Sternenzerstörer epische Schlachten.

Die damals bahnbrechenden Spezialeffekte machten den Film zu einem optisch überwältigenden Erlebnis. Er begeisterte Kritiker und Publikum gleichermaßen und räumte sechs Oscars ab. Der märchenhafte Erfolg an den Kinokassen in aller Welt bahnte den Weg für mehr als eine Fortsetzung. Zuletzt ohne Mitwirken von George Lucas. Nun, 67 galaktische Jahre später, ist das Ende gekommen. Nach den letzten zwei enttäuschenden Teilen wollte Regisseur J.J. Abrams es nicht weniger als episch. Er hat versucht, mit »Der Aufstieg Skywalkers« alle drei Trilogien zu einem würdigen Gesamtabschluss zu bringen – und ganz nebenbei George Lucas zu beerben. Das ist mutig. Denn daran kann man sich durchaus verheben, aber erstaunlicherweise ist ihm dieser Kraftakt weitgehend gelungen. Um einen zunächst etwas abwegig erscheinenden Kunstgriff kam er aber nicht herum.

George Lucas hatte mit der Folge VI seine erste Erzählung eigentlich komplett abgeschlossen. Wir erinnern uns: Der böse Sith-Lord Sidious (englisch: insidious – heimtückisch), im bürgerlichen Leben als Kanzler Palapatine auftretend, hatte die Republik beseitigt, sich zum Imperator aufgeschwungen und die Galaxie mit einer Schreckensherrschaft überzogen. Am Ende der Folge VI starb er durch die Hand seines Schülers Darth Vader, als der ihn in einen Abgrund warf.

Aber die Geister der Vergangenheit sind nie wirklich tot. Und so erfahren die Zuschauer gleich am Anfang vom Ende, dass Sidious keineswegs starb, sondern die ganzen Jahre über heimlich die Fäden hinter der diktatorischen »Ersten Ordnung« zog. Und schon wieder setzt er zur Unterwerfung der Galaxie an. Die ehemalige Schrottsammlerin Rey, Heldin der Folgen VII und VIII, spielt bei seinen Plänen eine entscheidende Rolle. Sie beherrscht die Macht inzwischen virtuos, ebenso wie ihr Gegenspieler Ben Solo. Er ist unter dem Namen Kylo Ren auf die Seite der Sith gewechselt, hat seinen Vater umgebracht und könnte vielleicht Anführer der »Ersten Ordnung« werden. Aber ist er wirklich unbekehrbar böse? Adam Driver spielt Ren überzeugend als ambivalente Figur mit undurchsichtigen Motiven und zweifelhafter Loyalität. Aber auch Rey, deren familiäre Abstammung jetzt klar wird, hat ihre dunkle Seite. Die britische Schauspielerin Daisy Ridley verleiht ihrer Figur eine verbissene Entschlossenheit, unter der sie Güte und Verletzlichkeit verbirgt. Sie heilt lieber, als dass sie tötet. Oder ist da noch mehr?

In seinen wenigen ruhigen Momenten nimmt sich der Film etwas Zeit, um das konfliktbeladene Innenleben der beiden Hauptfiguren auszuloten. Ansonsten ist er als rasend schnell getakteter Action-Film geschnitten. Alle Szenen sind auf ein Minimum verkürzt, die Handlung hetzt atemlos voran. Abrams' Inszenierung setzt auf schnelle Kämpfe, große Gefühle und dramatische Duelle. Die optische Umsetzung gerät entsprechend wuchtig, teilweise ausgesprochen pathetisch. Das Böse residiert in gigantischen leeren Hallen, das Gute lebt in einer warmen und hellen Welt mit vielen Pflanzen. Die Bösen sind mächtig und einsam, die Guten leben in idyllisch-friedlichen Gemeinschaften. Die Protagonisten mühen sich redlich, aber gegen den bösen Geist der Sith sind sie doch auf die guten Geister dahingeschiedener Helden angewiesen, die sich nach getaner Tat wieder zur Ruhe begeben. Und so ist der Film auch ein vielfacher, manchmal wehmütiger Abschied. Vertraute Gestalten aus früheren Filmen tauchen auf und verschwinden wieder. Einige Ewoks beobachten beglückt den Absturz der Sith-Flotte. Und die Schlussszene schlägt einen ganz großen Bogen zum Anfang der Filmreihe. An die Plausibilität der Handlung sollte man allerdings keine höheren Anforderungen stellen, und politische Aussagen sucht man vergeblich. Der plötzliche bewaffnete Aufstand aller Anständigen passt eigentlich nicht in die Handlung und sticht wie ein sperriger Fremdkörper heraus. Der Film bietet perfekt umgesetzte, seichte Unterhaltung – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dem Regisseur gelingt es, die Filmreihe zu einem Abschluss zu bringen, der sich gerecht und endgültig anfühlt.

Wer würde jetzt nicht gerne die fernen Welten besuchen, über die gigantischen Naturwunder staunen und mit seltsamen Aliens in einer Spacebar ein Bier trinken? Sind aber überlichtschnelle Raumschiffe, Energiewaffen, Hyperraum-Kommunikation oder die Macht überhaupt denkbar? Nun, wenn die heutige Physik nicht gänzlich falschliegt, müssen wir das leider ausschließen. Nichts fliegt schneller als das Licht, und ein Hyperraum ist bisher reine Spekulation. Kein stellares Imperium wird jemals mehr als einige Dutzend Lichtjahre einschließen können. Aber andere Welten finden wir schon in unserem eigenen Sonnensystem. Die bitterkalten roten Ebenen und Schluchten des Mars, der vielfach zerrissene Eispanzer des Jupitermonds Europa über einem hunderte Kilometer tiefen Salzwasserozean, die farbigen gefrorenen Landschaften des Pluto im dämmerigen Licht einer fernen Sonne – das alles ist viel wunderbarer und fremdartiger als die erfundenen Planeten des Star-Wars-Universums.

»Der Aufstieg Skywalkers« ist seit dem 18.12. in deutschen Kinos zu sehen.

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