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Ernährung: Der falsche Buhmann

Gluten hat größtenteils zu Unrecht einen schlechten Ruf. Ein didaktischer Film klärt über das Klebereiweiß auf
What’s the big deal with gluten? - William D. Chey

Veröffentlicht am: 02.06.2015

Laufzeit: 0:05:00

Untertitel: deutsch

Sprache: englisch

Die Konferenzorganisation TED (Technology, Entertainment, Design) ist durch Video-Kurzvorträge von Vordenkern unterschiedlicher Fachdisziplinen im Internet bekannt geworden. Millionen Zuschauern werden spannende, nicht selten provokante Ideen vorgestellt. Motto: Ideas worth spreading.

Ein echter Bösewicht in der Ernährung scheint für viele Menschen ausgemacht: Gluten, ein Klebereiweiß, das unter anderem im Weizen vorkommt. Einigen Bestsellern zufolge soll es dick, dumm und krank machen. Die Nahrungsmittelindustrie wirbt folglich immer eifriger für eine glutenfreie Ernährung. Doch welche Probleme kann das Eiweiß tatsächlich bereiten?

Das schön animierte Video aus der didaktischen Reihe TED-Ed, das der Gastroenterologe William Chey von der University of Michigan konzipiert hat, liefert Antworten. Gänzlich unaufgeregt, korrekt und mit einer ordentlichen Portion Humor schildert der Film, dass es durchaus Menschen mit Weizenallergie oder einer Glutenunverträglichkeit gibt, die die Darmfunktion massiv beeinträchtigt. Allerdings sei nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung betroffen.

Wesentlich weniger greifbar und wissenschaftlich ungleich umstrittener ist allerdings die so genannte Glutensensitivität. Ihre Diagnose beruht letztlich darauf, dass Patienten von bestimmten Beschwerden berichten, – bei denen aber eine Weizenallergie und eine Glutenunverträglichkeit etwa durch einen Antikörpertest ausgeschlossen werden konnte. Auf ihre subjektive Einschätzung müssen sich die Mediziner dann verlassen. Einen verlässlichen Blut- oder Gewebetest gibt es nicht.

Als eine der möglichen Ursachen spricht das Ted-Ed-Video auch ein derzeit unter Experten heiß diskutiertes Phänomen an, den Nocebo-Effekt – ein Pendant zum Placebo-Effekt –, bei dem eine unwirksame Substanz negative gesundheitliche Erscheinungen mit sich bringt. Tatsächlich kann allein die Erwartungshaltung von Betroffenen, Nahrung könne sich negativ auswirken, zu subjektiv wahrnehmbaren Beschwerden führen. Das zeigt etwa eine Übersichtsarbeit in den Annals of Internal Medicine von 2012. Noch jedenfalls dauert die Diskussion um die Glutensensitivität an – und auch William Chey scheut vor einer eindeutigen Antwort zurück.

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