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Wettrennen im Dunklen: Die forschungspolitische Dimension von Großprojekten

Hinter den Kulissen internationaler Großforschungsprojekte läuft ein harter Wettbewerb um wissenschaftliches Know How. Wie in der Industrie versuchen Projektverantwortliche sogar führende Forschungsgruppen aus konkurrierenden Projekten abzuwerben. Am Beispiel „Xenon 1 Tonne“ für den Nachweis Dunkler Materie gibt HYPERRAUM.TV Infos über die forschungspolitische Dimension solcher Großprojekte.
© Hyperraum.TV
Wettrennen im Dunklen

Veröffentlicht am: 01.02.2015

Laufzeit: 0:12:47

Sprache: deutsch

Hyperraum TV ist ein von der Medienwissenschaftlerin und Wissenschaftshistorikerin Susanne Päch betriebener Spartensender für Wissenschaft und Technologie.

Die Xenon-Technologie gilt heute weltweit als erfolgversprechendste Methode für den Nachweis der Dunklen Materie. Vorteilhaft ist vor allem die Möglichkeit der weiteren Skalierbarkeit zu immer größeren Anlagen. Dabei ist für diese wissenschaftliche Hochtechnologie das "learning by doing" von großer Bedeutung. Nur eines der Handvoll weltweiter Großprojekte, die derzeit in der Xenon-Technologie laufen beziehungsweise kurz vor dem Start stehen, kann jedoch auf Erfahrungen eines Vorläuferprojektes Nutzen ziehen. Im Projekt "Xenon 1 Tonne", das im Forschungslabor von Gran Sasso beheimatet ist, konnte man beim Projekt „Xenon 1 Tonne" auf das gewonnene Know How des vorgelagerten Projektes „Xenon 100" zurück greifen. Diesen Wissensvorsprung will das Team halten, obwohl inzwischen in den USA, Kanada sowie in China andere international zusammengestellte Teams auf die gleiche Technologie aufgesprungen sind.

Der forschungspolitisch geprägte Wettbewerb um den ersten Nachweis der Dunklen Materie hat enorm zugenommen. Hinter den Kulissen internationaler Großforschungsprojekte läuft ein harter Wettbewerb um wissenschaftliches Know How. Es geht dabei nicht nur ums Lernen aus passiver "Wettbewerbsbeobachtung". Wie in der Wirtschaft gehört beispielsweise das Abwerben von Experten zum Tagesgeschäft des Projektmanagements. Ja sogar Spionage ist bei Wissenschaftsprojekten nicht ganz auszuschließen. Da steht auch die neue Wirtschaftsmacht aus Fernost im Visier der Experten, die dank gewaltiger Geldmittel Kompetenz aus der ganzen Welt für chinesisch geführte Prestigeobjekte aus dem internationalen Forschungsmarkt absaugt. Allerdings fehlt in China eine geeignete Infrastruktur: Großforschungslabore mit Betriebserfahrung, wie sie sowohl auf dem amerikanischen wie auf dem europäischen Kontinent vorhanden sind. So fließen in China derzeit auch gewaltige Summen in den Aufbau dieser Forschungs-Infrastruktur – übrigens auch mit deutscher Beteiligung wie dem Max-Planck-Institut für Physik.

Von der chinesischen Konkurrenz will sich das Xenon-Team den erhofften Erfolg beim Nachweis der Dunklen Materie keinesfalls wegschnappen lassen. So findet man in diesem amerikanisch-deutsch geführten Projekt zwar Forschungsteams aus Israel, neuerdings sogar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten – aber keine Forscher chinesischer Forschungsinstitute. Und das ist kein Zufall. Nur hinter vorgehaltener Hand erfährt man, dass ein ursprünglich im Projekt beteiligtes Team aus China vor kurzem hinaus komplimentiert wurde. Hinter den Kulissen läuft ein harter Wettbewerb um den wissenschaftlichen Ruhm des ersten gültigen Nachweises der Dunklen Materie.

In der Reportage kommen unterschiedliche Projektbeteiligte zu Wort – wie Prof. Manfred Lindner vom Max-Planck-Institut für Physik in Heidelberg, Prof. Uwe Oberlack von der Uni Mainz, Prof. Prof. Rafael Lang von der amerikanischen Purdue-Universität, sowie Aldo Ianni, den Wissenschaftlichen Leiter des Forschungslabors Gran Sasso.

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