Atommüll: Die Lösung für Atommüll?
Dieser Film wirbt für die Arbeit der Nagra, der schweizerischen Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle, und ist als fiktive Geschichte konzipiert. Er beginnt mit einem falsch deklarierten Transport von schwach radioaktivem Atommüll in eine Mülldeponie. Die Story geht damit weiter, dass die atomskeptische Redakteurin sich auf Recherche begibt und ihren Chef davon überzeugt, eine größere Story aus der Begebenheit zu machen.
Dafür informiert sie sich nicht nur bei der Nagra, sondern besucht auch ein renommiertes wissenschaftliches Institut. Die Forscher beantworten ihre kritischen Fragen sachlich und zeigen ihr, wie Arbeiter schwach- und mittelradioaktiven Müll sachgerecht für eine Endlagerung vorbereiten. Die Redakteurin kommt zu dem Schluss, dass die Nagra gute Arbeit leistet und der Atommüll unter der Erde besser aufgehoben ist als über der Erde. Diese Erkenntnis landet dann auf der Titelseite ihrer Zeitung. Lediglich der Graphiker, der die Schaubilder erstellen soll, meint: "Das heißt, ab unter den Teppich mit dem ganzen Zeug."
Auffallend ist, wie häufig die Worte "sichere" und "nachhaltige" Entsorgung auftauchen. Ebenso erwähnen die Macher nicht, um wie viele Größenordnungen gefährlicher und langlebiger der hochradioaktive Abfall aus abgebrannten Kernbrennstäben gegenüber schwach- und mittelradioaktivem Abfall aus Medizin und Forschung ist. Am Ende des Films steht zwar das Statement, die Handlung des Films sei frei erfunden, die sachlichen Informationen seien jedoch korrekt. Als zeitlichen Horizont, über den Atommüll gelagert werden müsse, sprechen die Akteure aber über 200.000 Jahre, während international zunehmend über eine Einschlusszeit von einer Million Jahre oder länger diskutiert wird.
Ein Redakteur vergleicht diese 200.000 Jahre mit den 500 Millionen Jahren, über die es bereits Leben auf der Erde gibt: Wären diese ein Tag, betrüge die Einschlusszeit nur 35 Sekunden. Die Entsorgung von Atommüll hat aber wenig mit der Entstehung von Leben auf unserem Planeten zu tun, sondern ist ein zivilisatorisches Problem. Die Pyramiden gibt es seit rund 5000 Jahren. Im Vergleich dazu sind eine Million Jahre fast beliebig lang.
Der Film taugt damit wenig dazu, über sein brisantes Thema zu informieren, und bewegt sich hart an der Grenze zur Verschleierung der eigentlich kritischen Punkte. Trotzdem ist er ein interessant gemachtes Beispiel dafür, wie in der Öffentlichkeit um Akzeptanz für die Arbeit der involvierten Organisationen geworben wird.
Interessanter war ein Video-Statement des Bundesrats auf der (leider nicht mehr abrufbaren) Filmseite der Nagra, in dem dieser hervorhebt – das war im Jahr 2007 –, dass die Schweiz nach einem langen demokratischen Prozess die Bedeutung einer langfristigen Rückholbarkeit von nuklearen Abfällen erkannt hat.
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