Experimentelle Archäologie: Eichen fällen mit der Steinaxt
Auf nach Nordbayern: Bei den Ergersheimer Experimenten treffen sich Archäologen, um bandkeramische Fäll- und Holzbearbeitungstechniken auszuprobieren, wie sie in der Jungsteinzeit ab etwa 4500 v. Chr. eingesetzt wurden. Das hört sich zunächst lustig an – und ist es auch –, dennoch dienen die Experimente einem wissenschaftlichen Zweck: Die experimentelle Archäologie ist ein wichtiger Bestandteil der archäologischen Wissenschaften. Durch praktische Anwendung prähistorischer Techniken gewinnen die Forscher neue Erkenntnisse und können überprüfen, wie nah ihre Rekonstruktionen an der damaligen Realität liegen. Denn die Archäologen haben ein großes Problem: Steinerne Bestandteile der einstigen Werkzeuge sind heute noch erhalten, aber der hölzerne Schaft einer Steinaxt zum Beispiel ist meist verrottet. Wie sah er also aus und wie arbeitet man mit einem solchen Werkzeug effizient?
Die bandkeramischen Äxte, auch Schuhleistenkeile oder Flachhacken genannt, sind Werkzeuge aus Felsgestein und gehören zu den am häufigsten gefundenen Artefakten der Jungsteinzeit. Sie weisen einen D-förmigen Querschnitt auf und waren ähnlich wie Dechsel (auch Dachsbeile genannt) quer zum Schaft befestigt. Dieses Amateurvideo – ohne Sprecherstimme, aus der Hand gedreht und durch Texteinblendungen um wenige Informationen ergänzt – zeigt, wie es binnen sechs Stunden gelingt, eine Eiche mit rund 150 Zentimeter Umfang zu fällen. Dabei testen die Archäologen die Effektivität ihrer Dechsel, deren Form sie aus Rekonstruktionen ermittelt haben, und gewinnen Erkenntnisse zum Aufbau der Schäftung und des zur Befestigung der Klingen benutzten Materials. Zum Schluss stellt das Video kurz weitere Holzbearbeitungstechniken und Werkzeuge vor, wie sie etwa zur Spaltung von Baumstämmen dienten. Und wer es ganz genau wissen will: Die wissenschaftliche Arbeit, die aus dem Experiment hervorgegangen ist, ist hier kostenfrei nachzulesen.
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