Alternativmedizin: Ein Comic gegen Globuli
Krankheiten lassen sich von genau den Stoffen heilen, die bei einem Gesunden dieselben Krankheitssymptome hervorrufen. Das Verdünnen eines Wirkstoffs erhöht dessen Wirkkraft. Sowohl eine Verbesserung als auch eine Verschlechterung des körperlichen Zustands nach der Einnahme von Globuli, kleinen Zuckerkügelchen, sprechen für die Wirksamkeit der Behandlung. All diese Grundannahmen der Homöopathie und ihre wissenschaftliche Beurteilung stellt dieses Video auf dem YouTube-Kanal »Dinge erklärt – Kurzgesagt« klar und verständlich dar.
Für ein öffentlich-rechtlich finanziertes Video – der Kanal gehört seit einigen Monaten zu funk, einem Online-Medienangebot von ARD und ZDF für Jugendliche und junge Erwachsene – bezieht das Video ungewöhnlich deutlich und kritisch Stellung. Das sei allerdings allein der Quellenlage geschuldet, sagt Maximilian Fraenkel, Konzepter von funk.
Die ist tatsächlich unzweideutig: Seit rund 20 Jahren haben etliche groß angelegte Übersichtsstudien keinen Wirksamkeitsnachweis für die Zuckerkügelchen erbracht. Inzwischen haben sich darum mehrere staatliche und überstaatliche Gesundheitsorganisationen gegen die staatliche Finanzierung und Förderung der Homöopathie gewandt.
Ergänzen wir das Video um ihre Stellungnahmen. 2015 etwa veröffentlichte die australische Gesundheitsbehörde NHMRC ihren abschließenden Report zur Frage, ob die Homöopathie wirksam ist. Eine Kommission aus sechs medizinischen Experten hatte dazu insgesamt 57 systematische Übersichtsarbeiten gesichtet und zusammenfassend bewertet. Ihr Ergebnis: »Es gibt keine verlässlichen Nachweise aus der Forschung am Menschen, dass die Homöopathie wirksam ist.« Insbesondere falle auf, dass nur methodisch unsaubere Studien einen kleinen, über die Placebowirkung hinausgehenden Effekt zeigten.
Zu demselben Schluss waren bereits der US-amerikanische Ärzteverband American Medical Association (AMA) im Jahr 1997 und die britische Gesundheitsbehörde National Health Service (NHS) 2013 gekommen. Derzeit plant die NHS ein Verbot der Verschreibung homöopathischer Zuckerkugeln und Tinkturen für Ärzte.
In einer Stellungnahme von 2017 hat sich kürzlich auch das unabhängige Beratungsgremium der Europäischen Forschungsverbände (EASAC) der Kritik angeschlossen. Die Behauptungen der Homöopathie seien »unplausibel und nicht vereinbar mit etablierten wissenschaftlichen Erkenntnissen«. Es existierten »keine Krankheiten, für die es robuste, reproduzierbare Belege dafür gibt, dass die Homöopathie über den Placeboeffekt hinaus wirkt«. Zudem könne die Förderung der Homöopathie »Patienten erheblichen Schaden zufügen, wenn es dadurch zu Verzögerungen bei evidenzbasierter medizinischer Versorgung kommt«.
Und in Deutschland? Auch bei uns nimmt die öffentliche Diskussion über die Gefahren vermeintlicher homöopathischer Alternativen zur Medizin langsam wieder Fahrt auf. Kampagnen wie die Globukalypse der Ärzte Natalie Grams und Christian Lübbers und das von ihnen mitbetriebene Informationsnetzwerk Homöopathie fordern ein Verbot der Kostenübernahme für homöopathische Mittel durch Krankenkassen.
Seit Jahren setzt sich auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dafür ein, die Homöopathie als Krankenkassenleistung abzuschaffen. Dieser Forderung gegenüber hatte sich der CDU-Politiker Jens Spahn, seit wenigen Tagen Gesundheitsminister, bereits im Jahr 2010 offen gezeigt: »Sollte die SPD hier nun gesprächsbereit sein, können wir sie morgen abschaffen«, sagte er damals der »Berliner Zeitung«. Falls er das in der Zwischenzeit wieder vergessen hat, sollte er sich dieses Video ebenfalls anschauen.
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