Zirkadiane Rhythmik: Ein Leben ohne Licht
Licht ermöglicht uns mehr als nur das Sehen. Es dient auch als eine Art Taktgeber für unser Leben. Dies unterstreicht ein schönes und informatives Video des YouTube-Kanals der englischen Zeitschrift "Physics World". Es stellt Meredith Plumb vor, eine blinde Frau, deren Wach-Schlaf-Rhythmus vollkommen durcheinandergewirbelt ist. Warum dem so ist, erklärt Russell Foster, mehrfach ausgezeichneter Direktor des Sleep and Circadian Neuroscience Institute an der University of Oxford. Er forscht seit Jahrzehnten zu der Frage, welche Rolle Netzhaut und Gehirn dabei spielen, den 24-Stunden-Rhythmus der Welt innerlich zu repräsentieren.
Bereits 1991 entdeckte Foster zusammen mit Kollegen im Rahmen einer Studie, dass selbst blinde Mäuse Licht als Signalgeber für ihre biologische Uhr nutzen konnten. Es musste also noch andere Zellen als die Zapfen und Stäbchen in der Netzhaut geben, die auf Licht reagieren. Das führte später zu der Entdeckung, dass eine Untergruppe von Ganglienzellen, deren Fasern den optischen Nerv bilden, lichtempfindlich ist. Diese Zellen werten die Menge an Licht in der Umgebung aus und helfen dabei, unsere innere Uhr nach dem Wechsel von Tag und Nacht auszurichten. Meredith Plumb verfügt nicht über diese Möglichkeit, da sie überhaupt keine Augen mehr hat.
Der Film fängt die Rolle des Lichts für Lebewesen in poetischen Bildern ein, darunter Zeitrafferaufnahmen von Pflanzen, die dem Licht entgegenwachsen. Man könnte noch ergänzen: Es gibt heute erste vorklinische Versuche, Proteine in den lichtempfindlichen Ganglienzellen dazu zu benutzen, Lichtsensoren für Menschen mit fortschreitender Degeneration der Netzhaut zu bauen (siehe etwa ein Artikel in Spektrum der Wissenschaft, €).
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