Klimaschutz: Ein Staubsauger für Kohlendioxid
Der Kohlendioxidgehalt in der Erdatmosphäre steigt, und in der Folge wird unser Planet immer wärmer. In den kommenden Jahrzehnten steht die gesamte Menschheit vor der gewaltigen Herausforderung, diesen Temperaturanstieg in einem erträglichen Maß zu halten. Eine auf den ersten Blick einleuchtende Idee ist es, den Übeltäter Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen. Hier zeigt die Schweizer Firma Climeworks, eine Ausgründung aus der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, wie das mit Hilfe neuer Verfahren geht. Der Imageclip liefert zwar keine kritische Einschätzung der Technik. Doch immerhin bringt er den Zuschauer auf den Stand der Entwicklung.
Tatsächlich ist die Technik hier und da bereits im Einsatz, sogar in kommerziellem Rahmen. Kernstück der neuen Anlage von Climeworks sind spezielle Filtermaterialien, die Kohlendioxid an ihre Oberfläche binden. Sind sie gesättigt, können sie kein weiteres Kohlendioxid mehr aufnehmen. Um das Treibhausgas dann in konzentrierter Form wieder freizusetzen, muss man den Filter auf knapp 100 Grad Celsius aufheizen.
Man kann das Kohlendioxid in der chemischen Industrie zur Synthese kohlenstoffhaltiger Verbindungen wie beispielsweise synthetischem Erdgas einsetzen. Oder man verwendet es als »Luftdünger« in Gewächshäusern, um das Pflanzenwachstum zu beschleunigen. Dass der »Luftdünger« wirkt, lässt sich übrigens sogar global beobachten: Unser Planet wird auf Grund der gestiegenen Kohlendioxidkonzentration nicht nur wärmer, sondern auch grüner. Die üppigere Flora kompensiert zumindest einen kleinen Teil der von der Menschheit emittierten Treibhausgase.
Doch wie lässt sich die zum Ausglühen der Filter benötigte Hitze kohlendioxidfrei erzeugen? Die erste Anlage von Climeworks nutzt dafür die heiße Abwärme einer Müllverbrennungsanlage. Das gewonnene Kohlendioxid wird in ein Gewächshaus eingespeist. Die Bilanz des Verfahrens: Jährlich können 900 Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernt und in Form von pflanzlicher Biomasse »zwischengespeichert« werden. Das Treibhausgas wird zwar zum großen Teil wieder frei, sobald die Pflanzen genutzt werden. Aber es ersetzt das Propan, das in Gewächshäusern häufig zur Ertragssteigerung genutzt wird.
Allerdings sind solche Kohlendioxid-Abscheider noch vergleichsweise teuer und die möglichen Einnahmen gering. Der Emissionshandel kalkuliert derzeit mit gerade einmal 15 Euro pro emittierter Tonne. Gelingt es, industrielle oder landwirtschaftliche Abnehmer zu finden, sind Preise von einigen hundert Euro pro Tonne möglich, entsprechende Aufbereitung und Bereitstellung des Gases vorausgesetzt. In dem Markt herrscht allerdings große Konkurrenz.
Die Ankündigung der Firmengründer, vielleicht ein Prozent des global freigesetzten Kohlendioxids auf diese Weise zurückgewinnen zu können, klingt deshalb ziemlich optimistisch. Andererseits: Sämtliche neuen Technologien, die eine Reduktion oder Einsparung von Treibhausgasen bewirken können, verdienen eine eingehende Betrachtung. Vielleicht erweist sich der Climeworks-Ansatz als gute Lösung für den speziellen Fall, dass in der Nachbarschaft der Anlage heiße Abgase aus Verbrennungsanlagen anfallen.
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