Klimageschichte: Einzigartiger Bohrkern aus dem Elgygytgyn-See
2012 sorgte die Veröffentlichung eines internationalen Forscherteams um den Kölner Geologen Martin Melles für einiges Aufsehen. Die Wissenschaftler hatten herausgefunden, dass die Arktis zwischen den letzten Eiszeiten deutlich wärmer war als bisher angenommen. Vor 400 000 und vor einer Million Jahren erreichten die Temperaturen im Norden Sibiriens während so genannter "Super-Warmzeiten" Höchsttemperaturen, die bis zu fünf Grad über den Maxima anderer Interglaziale lagen; die Forscher zeigten, dass zu diesen Zeiten sogar Nadelwälder in der heutzutage ausgesprochen kargen Tundra wuchsen.
Möglich wurden diese Erkenntnisse durch ein einzigartiges Bohrprojekt im Nordosten Sibiriens, das in einer Serie kurzer, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft produzierter Filme dokumentiert wurde. Darin begleitet der Zuschauer die Forscher auf ihrer Reise an den sibirischen Elgygytgyn-See im Winter 2008/2009. Dieser ist vor etwa 3,6 Millionen Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstanden. Seither lagern sich an seinem Boden kontinuierlich Sedimente ab und verwandelten sich in ein einzigartiges Klimaarchiv. Denn andere Bohrkerne, etwa vom grönländischen Inlandeis, reichen lediglich 120 000 Jahre in die Vergangenheit oder sind, wenn sie aus dem Meer stammen, zeitlich deutlich schlechter aufgelöst.
Die Kurzfilme zeigen die Schritte, die zu den aufregenden Erkenntnissen führten, in allen Details – von der Expeditionsvorbereitung über die Beprobung des Sees und die technischen Herausforderungen bis zur Untersuchung der Proben im heimischen Labor der Forscher. Besonders wird dabei deutlich, wie interdisziplinär und international Forschung heute funktioniert: Nur durch die enge Zusammenarbeit der Forscher aus Deutschland, Russland, den USA, Schweden und anderen Länden war das mit 1,5 Millionen Dollar vom Internationalen Kontinentalen Tiefbohrprogramm geförderte Forschungsvorhaben möglich. Die Filme laden ein, das Projekt im Auge zu behalten und auf weitere Veröffentlichungen gespannt zu sein.
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