Chirurgie: Einzug der Roboter
Operieren über die natürlichen Körperöffnungen. Allerdings wachsen die Anforderungen an den Operateur massiv. Ihm fehlt bei minimalinvasiven Methoden die haptische Komponente – und auch die nur indirekte Sicht ins Körperinnere über endoskopische Bilder beeinträchtigt ihn stark. Hinzu kommt der Trend zu teilautonomen Werkzeugen auf Plattformen wie Da Vinci, die ohne zeitaufwändige Einarbeitung nicht mehr beherrschbar sind.
Auf dem Fachkongress 2014 der CURAC, der im Klinikum rechts der Isar stattfand, konnte man sich ein Bild über die Vielzahl der Entwicklungen machen. Es wird an zahllosen Details geforscht, die sich um die Verbesserung von teilautonomen Werkzeugen, aber auch um optimierte Bildgebung bis zur Augmented Reality für den Operateur dreht. Das große Bild, das sich aus diesem erstaunlich breit gefächerten Mosaik zusammensetzen lässt, gibt es allerdings noch nicht. Die Forschung befindet sich derzeit in einem Zustand noch wenig fokussierter Aufbruchstimmung.
Zudem fehlt es an einer standardisierten Plattform für den OP der Zukunft. Denn klar ist: ohne eine derartige Standardisierung wird die weitere Technisierung des OP nur schleppend vorankommen. Denn teure proprietäre Robot-Gesamtsysteme bringen für die Kliniken oft doppelte Kosten angesichts der Vielzahl von bereits vorhandenen Peripheriegeräten, was wenig investitionsfördernd wirkt. Noch gravierender aber ist, dass jedes der heute pilotierten robot-assistierten Systeme à la Da Vinci mit eigenen Bedienkonzepten neuerliche Einarbeitungszeit für Mediziner und Krankenschwestern erfordert – Zeit, die das Krankenhauspersonal gar nicht aufbringen kann. Allerdings ist die Forschung heute nicht weit genug entwickelt, um konkrete Konzepte oder Anforderungen für eine Standardisierung vorlegen zu können – so verlassen sich Hersteller derzeit auf proprietäre Systeme, während das Gros der Ärzte abwartend bleibt. Auch wenn die konkrete Ausgestaltung des High-Tech-OP noch offen bleibt, bot der Kongress der CURAC facettenreiche Diskussionsansätze und Pilotprojekte aus der Praxis, die den Weg dort hin ebnen werden.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.