Erdgeschichte: Das große Artensterben
Vor rund 252 Millionen Jahren suchte eine gigantische ökologische Katastrophe unseren Planeten heim. Innerhalb kurzer Zeit ereignete sich das größte bekannte Artensterben. Rund drei Viertel der Tiere und Pflanzen an Land sowie 95 Prozent der im Wasser lebenden wirbellosen Tiere verschwanden in einem Zeitraum von etwa 60 000 Jahren. Ganze Klassen von Tier- und Pflanzenarten (darunter die bekannten Trilobiten) gingen für immer verloren. Dieses Ereignis war so einschneidend, dass Geowissenschaftler diesen Zeitpunkt als Grenze zwischen dem Paläozoikum (Erdaltertum) und dem Mesozoikum (Erdmittelalter) definieren. Gleichzeitig gilt es als die Grenze zwischen Perm und Trias.
Wie dieses Video der University of California in Berkeley treffend beschreibt, ist der Grund für dieses auch Perm-Trias-Ereignis genannte Artensterben aber noch unbekannt. Im Clip stellt der an der amerikanischen Universität forschende Doktorand Jeffrey Benca die These vor, dass Ozonmangel ein Hauptgrund gewesen sein könnte. Der Ozonmangel wäre eine Folge von heftigem Vulkanismus gewesen. Der Vulkanismus hätte zu einer starken Erhöhung von Luftschadstoffen geführt, die wiederum den Ozonschild weitestgehend zerstört hätten. Dieser Schild filtert die schädliche intensive UV-Strahlung der Sonne heraus, die bei Menschen unter anderem Hautkrebs verursachen kann.
Ein wichtiges Indiz, dass Ozonmangel zumindest ein wichtiger Faktor beim großen Artensterben gewesen sein könnte, sind deformierte, versteinerte Pollen aus jener Zeit. Wie die Experimente an der University of California zeigen, kann starke UV-Strahlung sogar dazu führen, dass Bäume unfruchtbar werden. Kleinere Organismen wären vermutlich noch schlimmer betroffen. Lang anhaltender Ozonmangel könnte auf diese Weise ganze Ökosysteme kollabieren lassen.
Im Video nicht erwähnt werden allerdings die zahlreichen weiteren Faktoren, die mit starkem Vulkanismus einhergehen. Dazu gehört insbesondere der Ausstoß großer Mengen an Kohlendioxid, der zu einer Temperaturerhöhung um rund fünf Grad Celsius geführt haben dürfte. Das ebenfalls in großen Mengen ausgestoßene Schwefeldioxid sowie Chrom hätten zu weiteren Schäden in den Ökosystemen geführt, etwa zu saurem Regen und einer Versauerung der Meere. Einige Forscher halten es auch für möglich, dass bestimmte Einzeller für das Artensterben zumindest mitverantwortlich gewesen sein könnten, etwa indem sie viel Halogenwasserstoffe in die Atmosphäre freigesetzt hätten. Diese schädigen sowohl die Ozonschicht als auch Pflanzen.
Da das Artensterben so umfänglich war, dauerte es auch ungewöhnlich lange, bis die Natur die frei gewordenen ökologischen Nischen neu besetzen konnte. Erst nach rund zehn Millionen Jahren hatte sich das Leben auf der Erde wieder erholt. Zahlreiche neue Arten entstanden, darunter Krebs- und Hummerarten und die ersten im Wasser lebenden Reptilien. In der Trias entstanden dann auch die Dinosaurier, die für viele Millionen Jahre die mächtigsten Tiere auf der Erde waren, bis sie nach einem weiteren Artensterben von den Säugetieren abgelöst wurden.
Heute sterben auf Grund menschlicher Eingriffe in die Natur wie Waldrodung, Habitatzerstückelung und Überfischung ebenfalls ungewöhnlich viele Arten. Gegenwärtig ist der Artenschwund rund 1000- bis 10 000-fach schneller als die natürliche Rate.
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