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Retorten-Fleisch: Fleisch aus dem Labor

Künstliches Fleisch wird oft als eine der Hauptlösungen im Kampf gegen den Klimawandel verkauft. Doch in Wahrheit ist es nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein Erde.
Fleisch aus der Retorte | Projekt Zukunft

Veröffentlicht am: 02.05.2016

Laufzeit: 0:03:04

Sprache: deutsch

Untertitel: ohne Untertitel

Die Deutsche Welle ist der Auslandssender Deutschlands. In journalistischer Unabhängigkeit vermittelt sie ein umfassendes Deutschlandbild, stellt weltweite Ereignisse und Entwicklungen aus europäischer Perspektive dar und greift deutsche und andere Sichtweisen auf.

Weltweit ist die Produktion von Fleisch in den letzten 50 Jahren um mehr als das Vierfache gestiegen, von 75 Millionen Tonnen im Jahr 1961 auf über 300 Millionen Tonnen im Jahr 2014. Den Löwenanteil an dieser Entwicklung tragen laut Daten der UN Food and Agricultural Organisation (FAO) die asiatischen und südamerikanischen Staaten.

An der industriellen Fleischproduktion gibt es zwei Kritikpunkte, die – wie in diesem Video aus der Reihe »Projekt Zukunft« der Deutschen Welle – geradezu mantraartig wiederholt werden: Sie sei ein wesentlicher Antreiber des Klimawandels, und die Tiere litten zu sehr. Eine Innovation der Lebensmitteltechnologie scheint hier Abhilfe zu versprechen: Fleisch aus dem Labor. Im Clip ist es der Mediziner Mark Post von der Universität Maastricht, der aus den Stammzellen von Kühen Muskelzellen, also Fleisch, züchtet.

Nun leidet diese Innovation aber nicht nur unter einigen Kinderkrankheiten – so ist der Fleischersatz unter anderem immer noch sehr teuer (siehe hierzu einen Beitrag des Deutschlandfunks). Es lohnt auch einmal, sich einige Zahlen genauer anzuschauen. Laut der letzten Information für Gesetzesgeber des Weltklimarats IPCC stammt etwa ein Viertel der menschengemachten Treibhausgasemissionen aus dem Bereich »Landwirtschaft, Forstwirtschaft und andere Landnutzung«. Allerdings seien zumindest die CO2-Emissionen hier seit dem Jahr 2010 nicht mehr gestiegen, vor allem auf Grund verringerter Abholzung. Bis zum Jahr 2050 erwartet die IPCC eine weitere Abnahme um 50 Prozent im Vergleich zu 2010. Das könnte optimistisch stimmen. Aber welchen Anteil an den weltweiten Treibhausgasemissionen hat die Fleischproduktion denn überhaupt?

Die FAO stellt einen aufschlussreichen Daten-Browser zur Verfügung. Damit lassen sich beispielsweise die Quellen der Treibhausgase in der Landwirtschaft aufschlüsseln. Hier die Zahlen für 2016: Tatsächlich machen zwar Viehblähungen (39,2 %), Mist auf Grasland (16,1 %) und die allgemeine Verarbeitung von Tiermist (6,6 %) zusammen mehr als 60 Prozent der Klima-Emissionen in der Landwirtschaft aus.

Allerdings stellen die Emissionen aus der Landwirtschaft selbst insgesamt nur rund 10 Prozent der globalen Emissionen dar, wie die jüngsten Zahlen der FAO (für das Jahr 2010) zeigen. Den weitaus größten Anteil haben der Energie-, Transport-, Industrie- und der städtische Sektor mit zusammen rund 73 Prozent. Somit wäre eine Reduktion und Optimierung der Fleischproduktion nur ein vergleichsweise kleiner Tropfen auf den heißen Stein Erde.

Vor diesem Hintergrund ist auch nicht mehr ganz so beeindruckend, dass Fleisch aus der Retorte im Vergleich zu konventionell produziertem Fleisch bis zu 96 Prozent weniger Emissionen verursachen könnte. Davon berichtete im Jahr 2011 eine Studie. Forscher haben in der Untersuchung Zyanobakterien als hypothetische Energielieferanten für das Wachstum von Muskelzellen angenommen und dann überschlagen, wie viel Energie man dafür brauchen würde. Die damit einhergehenden Treibhausgasemissionen haben sie anschließend mit denen herkömmlicher Fleischproduktion verglichen.

Fazit: Künstliches Fleisch ist womöglich eine ethisch wünschenswerte, aber klimatechnisch nur recht kleine Stellschraube im Kampf gegen den Klimawandel.

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