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Pestizide: Giftiges Gemüse in Ostafrika

In afrikanischen Ländern werden Pestizide mit schädlichen Nebenwirkungen offensiv vermarktet. In der EU sind sie verboten. Ein neuer Dokumentarfilm zeigt das Ausmaß.
© RTF
Pestizide: Giftiges Gemüse in Ostafrika

Veröffentlicht am: 17.01.2020

Laufzeit: 0:25:10

Sprache: englisch

Kenia, irgendwo am Stadtrand von Nairobi: Auf unzähligen Bauernmärkten verkaufen Marktfrauen frisches Obst und Gemüse. Doch wie belastet sind die Lebensmittel mit Pestiziden? Daniel Maingi von der NGO Kenya Food Rights Alliance ist davon überzeugt, dass die Kleinbauern hemmungslos Pflanzenschutzmittel einsetzen und die Rückstände längst auf Ackerflächen und in Nahrungsmitteln zu finden sind. Nun will er es genau wissen. Er kauft an verschiedenen Marktständen Obst und Gemüse ein. Ein paar Bündel grüne Salatblätter, rote Tomaten und Paprika. Später wird er sie in dem Labor für Lebensmittelsicherheit der University of Nairobi auf Rückstände untersuchen lassen.

Begleitet wird Maingi von den Filmemachern Kathy Becker und Jonathan Happ. Sie zeigen in ihrem dreiteiligen Dokumentarfilm »The Food Challenge« erschreckend deutlich, wie der Einfluss der Agrar- und Chemieindustrie in Kenia wächst. Mit womöglich drastischen Folgen für Mensch und Natur.

Da füllen Bauern Pestizide oft mit bloßen Händen in ihre Kanister, um sie auf ihren Feldern nah an Wohnhäusern oder Flüssen zu versprühen. In einer anderen Szene stapeln sich die Pestizidbehälter von Bayer, BASF oder Syngenta in den örtlichen Läden für landwirtschaftlichen Bedarf. Die Mittel enthalten gut lesbar Atrazin oder Glyphosat. Atrazin ist in der EU, in Deutschland und den USA längst verboten, wird aber zum großen Teil in genau diesen Ländern produziert und ins Ausland verkauft. Die Vermutung: Die Hersteller wollen aus alten Produkten noch Profit schlagen.

Allein in Kenia hat sich der Import von Pestiziden in den vergangenen 15 Jahren vervierfacht. Der Film zeigt, wie die Chemieindustrie auf großen Expo-Events bei den Kleinbauern ihre Produkte anpreist. Farmer werden aus der Umgebung mit Bussen abgeholt. Mit Tanzeinlagen versuchen Vertreter von Bayer oder Syngenta, die Gifte zu vermarkten. Doch wie erfolgreich sind sie?

Das getestete Marktgemüse soll helfen, die Frage zu beantworten. Es gibt jedoch ein Problem: Zwar weisen viele Peaks auf zahlreiche Stoffe hin, aber es fehlt an Möglichkeiten, alle zu bestimmten. Nur DDT konnten die Experten eindeutig erkennen, ein Pestizid, das in Kenia seit mehr als 30 Jahren verboten ist.

Im zweiten Teil zeigen die Filmemacher, wie Bauern kriminalisiert werden, die eigenes heimisches Saatgut nutzen. Alte und resistente Saatgutsorten könnten eventuell dem Klimawandel besser trotzen als Hybridsamen. Von den wenigen Alternativen wie ökologischer Landwirtschaft berichtet der dritte Teil. Verkäuferinnen auf den Expo-Festen, Kleinbauern, Labormitarbeiter, der Leiter eines GIZ-Programmes des deutschen Bundesentwicklungsministeriums, Arbeiter eines Ökobauernhofs, die Leiterin des Bieneninstituts des Ministeriums für Landwirtschaft oder Wissenschaftler wie James Mbaria vom Department of Public Health der University of Nairobi – all sie kommen im Film zu Wort. Zudem haben die Filmemacher zahlreiche Quellen genutzt, die sie in einem grafisch sehr anschaulichen Arbeitspapier zum Nachlesen aufbereitet haben. Was zur Vollständigkeit fehlt, sind Stimmen der Kritiker der Pestizidstudie.

Der Zeitpunkt für den Film ist bewusst gewählt. Die Filmemacher haben sich an der Kampagne »Route to Food« der Heinrich-Böll-Stiftung orientiert. Diese hat den Film finanziell unterstützt. Die Initiative »Route to Food« hatte Ende 2019 veröffentlicht, dass jedes dritte Pflanzenschutzmittel, das in Kenia auf die Böden kommt, auf Grund der Toxizität in Europa verboten ist.

Die DVD ist auf Englisch, Deutsch, Französisch und Kisuaheli über das EZEF erhältlich, online ist er in drei Teilen auf Englisch zu sehen. Zudem wird er dieses Jahr noch in einige Kinos kommen.

Anm. d. Red.: Im Artikel wurde behauptet, dass Glyphosat in Europa oder den USA verboten sei. Das ist falsch. Wir haben den Artikel entsprechend geändert.

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