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Archäologie: Göbekli Tepe im Rampenlicht

Mehmet Özdoğan, Altmeister des türkischen Neolithikums, spricht beim Weltwirtschaftsforum über die berühmte anatolische Fundstätte
Incredible Archaeological Discoveries | Mehmet Ozdogan

Veröffentlicht am: 19.02.2016

Laufzeit: 0:13:50

Sprache: englisch

Beim alljährlichen World Economic Forum diskutieren führende Ökonomen, Politiker, Intellektuelle und Medienvertreter aus aller Welt über Fragen von globaler Bedeutung.

Es gehört sicher zu den außergewöhnlichsten Augenblicken im Leben eines Archäologen, vor dem World Economic Forum in Davos eine Rede zu halten – allein deshalb hat dieses fast 14-minütige Video Seltenheitswert. Hinzu kommt, dass sich der Referent Jahrzehnte mit einer Epoche beschäftigt hat, in der man weder Geld noch Banken kannte. Wenn er jetzt in einer Viertelstunde sein Lebenswerk vor einem Publikum resümiert, das mit Nummernkonten weit mehr verbindet als mit dem Neolithikum, ist das eine Herausforderung der besonderen Art.

Wie kein anderer hat der türkische, international renommierte Prähistoriker Mehmet Özdoğan die Jungsteinzeit in der Türkei populär gemacht. In diesem Vortrag zieht er mit grandiosen Fotos und professionellen Animationen seine Zuschauer in Bann. Rettungsgrabungen am Tigris, wo der Bau des Ilısu-Staudamms archäologische Stätten bedroht, aber auch die Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts am Göbekli Tepe in der Südosttürkei haben unsere bisherigen Vorstellungen von den ersten bäuerlichen Gesellschaften auf den Kopf gestellt. Bereits vor 11 000 Jahren errichteten Jäger und Sammler monumentale Kultbauten auf dem Göbekli Tepe – was so viel heißt wie bauchiger Hügel – nahe der Stadt Şanlıurfa. Der 2014 verstorbene Prähistoriker Klaus Schmidt hat sie fast 20 Jahre lang ausgegraben. Die organisatorischen, technischen und künstlerischen Leistungen, die der Bau einer solchen Anlage erforderte, lassen staunen.

Inhaltlich bleibt Özdoğan zwar weit hinter seinen Möglichkeiten zurück: So eindrücklich er die umwälzenden Neuerungen der Jungsteinzeit nachzeichnet, so oberflächlich bleiben seine Ausführungen zwangsweise. Zudem dürfte die Göbekli-Tepe-Kultur, die er hier kreiert, einigen seiner Kollegen kaum gefallen. So wäre es zum Beispiel einer Erwähnung wert gewesen, dass nicht eines der Steingefäße, die er zeigt, vom Göbekli Tepe selbst stammt, sondern von anderen Fundorten.

Doch vielleicht war ihm an diesem Tag anderes wichtiger: Welche Botschaft kann er Bankern und Politikern mitgeben? Erkennen sie, wie wichtig es ist, kulturelles Erbe zu erforschen und zu erhalten? Wenn nur ein Funke Faszination auf sein Publikum übergesprungen ist, so war es eine großartige Rede!

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