Direkt zum Inhalt

Wissenschaftsgeschichte: Händewaschen nicht vergessen

Ignaz Semmelweis erkennt als Erster, dass Hygiene Leben rettet und bekommt dafür nichts als Ärger
Ignaz Semmelweis – My Favourite Scientist

Veröffentlicht am: 06.03.2013

Laufzeit: 0:05:41

Sprache: englisch

"Wer ist euer Lieblingswissenschaftler?", fragt Filmemacher Brady Haran auf seinem Kanal FavScientist. Er zeigt Porträts einflussreicher Forscher und erklärt ihre Arbeit.

Die Welt der Wissenschaft ist nicht immer gerecht – gelegentlich ist sie sogar richtig unfair. Natürlich gibt es die Menschen, deren Namen unzertrennlich zu einer großen Idee gehören. Charles Darwin und die Evolutionstheorie zum Beispiel, Thomas Edison und die Erfindung der Glühbirne, James Watson und Francis Crick und die Struktur der DNA. Aber es gibt auch die anderen Fälle. Ignaz Semmelweis etwa, um den es in diesem Video aus der Reihe "My Favourite Scientist" der Nottingham Trent University geht. Filmemacher Brady Haran und der interviewte Infektionsbiologe Michael Laughlin erzählen vom tragischem Leben des Querdenkers und seinem Kampf um Anerkennung. Das Ergebnis ist ein Video wie Händewaschen: Es benutzt einfache Mittel, funktioniert aber gut.

Der ungarische Mediziner Semmelweis führte als Erster ein, dass sich Ärzte nach der Untersuchung von lebenden oder toten Körpern die Hände mit Desinfektionsmittel waschen sollten. Seine systematische Untersuchung zur Ursache der Müttersterblichkeit gilt als erstes Beispiel von evidenzbasierter Medizin, wie sie heute den Leitlinien entspricht.

Seiner Zeit war er damit allerdings zu weit voraus, um auf Verständnis zu stoßen. Zwei Jahre nach seinem Tod zeigte der Schotte Joseph Lister, dass die Desinfektion des Operationstisches die Patientensterblichkeit verringert. Lister wurde zum Baron ernannt, Ehrenmitglied so ziemlich jeder wichtigen Wissenschaftsvereinigung seiner Zeit und bekam seinen eigenen Bakterienstamm, die Listerien. Ignaz Semmelweis hatte viel Ärger und landete in der Psychiatrie.

Dabei handelt es sich um eine Ungerechtigkeit, die auch nicht dadurch besser wird, dass der wahre Vater der Hygiene im Club der verkannten Pioniere in guter Gesellschaft ist. Watson und Crick haben die Struktur der DNA aufgeklärt – aber wer war gleich noch mal Rosalind Franklin? Was hat Nikola Tesla mit der Glühbirne zu tun? Und wer kennt Alfred Russel Wallace, beziehungsweise dessen Beitrag zur Evolutionstheorie?

Immerhin ein kleines Andenken ist Semmelweis geblieben: Der nach ihm benannte "Semmelweis-Reflex". Er beschreibt das Phänomen, dass etablierte Wissenschaftler neue Ideen ablehnen, auch wenn die Fakten dafür sprechen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.