Roter Planet : Himmelfahrtskommando zum Mars
Dass ein Reisender aus welchem Grund auch immer kein Rückfahrtticket kauft, geschieht nicht selten. Dass ein solcher One-Way-Trip auf den Roten Planeten zielt, ist jedoch ungewöhnlich. Trotzdem wünscht sich eine beachtliche Zahl von Menschen offenbar genau dies. Sie haben sich für ein Himmelfahrtskommando zum Mars beworben und wollen zu den ersten gehören, die der Erde für immer den Rücken kehren. Das privat finanzierte Projekt Mars One des niederländischen Unternehmers Bas Lansdorp baut auf sie.
Ob das für das kommende Jahrzehnt geplante Projekt je mehr als ein Hirngespinst sein wird, darf bezweifelt werden (siehe zum Beispiel den Spektrum-Artikel Mars One – ein Albtraum für die Raumfahrt, 20.3.2015). Trotzdem ist ein Blick auf die Möchtegern-Marsfahrer interessant. Nach den sehr sehenswerten elf Filmminuten von "Mars One Way" wird man zumindest eine Ahnung haben, wieso die laut Angaben von Mars One 200.000 Freiwilligen unbedingt zu den ersten Kolonisten auf dem Mars gehören wollen.
Für seinen Film besucht Regisseur Skylar Nielsen von Vita Brevis Films fünf von ihnen. In teils melancholischen Bildern entsteht der Eindruck, dass auch das Leben auf der Erde zumindest in puncto Einsamkeit an eine Existenz auf dem Mars heranreichen kann. Da ist Will Robbins, der schon als Kind fasziniert zu den Sternen aufblickte. Er sagt: "Ich habe heute keine besonderen Gründe hier auf der Erde zu bleiben, ich würde nicht besonders viel zurücklassen." Der Lärm zu vieler Leute könne überwältigend und kräftezehrend sein, so der Marsfan. "Menschen würde ich nicht besonders vermissen." Bäume, Strände, das Meer, Regen oder Schnee – das würde ihm auf dem Roten Planeten am meisten fehlen.
Sind es also Astronerds, die auf dem Nachbarplaneten endlich ihre Sozialphobie zelebrieren wollen? Das greift zweifellos zu kurz. Man sieht Familienvater Ken Sullivan, der mit Tränen in den Augen gesteht, er würde sich wahrscheinlich umentscheiden, sollte ihn sein kleiner Sohn darum bitten, nicht zu fliegen. Der empathische Kurzfilm kommt den Protagonisten so nahe, dass deren innere Abgründe deutlich werden. Das frühere Leben der Friseurin Kitty Kane beispielsweise hatte nach eigenem Bekunden außer ein paar vagen Zielen sonst keine wirkliche Ausrichtung. Nun verkündet sie: "Ich will das wirklich machen, ich will zum Mars mehr als irgendetwas anderes."
Tja, welch ein Unterschied zum Hollywood-"Marsianer" Mark Watney in einem Film, der bald in den Kinos anläuft. Einsam und von der Crew verlassen unternimmt er alles, um sich vom Mars zurück zur Erde zu retten.
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