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Hirnforschung: Ich bin mein Konnektom

Wie Forscher den Schaltplan unseres Gehirns kartieren
Sebastian Seung: I am my Connectome

Veröffentlicht am: 28.09.2010

Laufzeit: 0:22:34

Sprache: englisch

Die Konferenzorganisation TED (Technology, Entertainment, Design) ist durch Video-Kurzvorträge von Vordenkern unterschiedlicher Fachdisziplinen im Internet bekannt geworden. Millionen Zuschauern werden spannende, nicht selten provokante Ideen vorgestellt. Motto: Ideas worth spreading.

Dieser Ted Talk von 2010 war die Vorhut eines neuen Zeitalters der Hirnforschung. Ein Zeitalter, dessen Beginn der Startschuss zu zwei Megaprojekten markierte: Das europäische Human Brain Project und die US-amerikanische BRAIN-Initiative sollen, unterstützt durch staatliche Förderung in Höhe von hunderten Millionen von Euro beziehungsweise Dollar, die neuronalen Netzwerke im Gehirn kartieren und ihre Funktionsweise simulieren.

Der Physiker und Neuroinformatiker Sebastian Seung ist ein Vorreiter auf diesem Gebiet und ein Star seines Fachs, wie wohl auch die an Engelsflügel erinnernde Projektion eines Neurons im Startbild des Videos andeuten soll. Ob das nun Absicht war oder nicht: Gewiss beflügelte Seung mit diesem Vortrag den politischen Siegeszug seiner Disziplin. Und er strahlt dabei jene an Selbstverliebtheit grenzende Selbstsicherheit aus, die sich leider häufig bei guten Rednern beobachten lässt.

Der Untertitel seines 2012 veröffentlichten Buchs Das Konnektom ist auch in diesem Vortrag Programm: "Erklärt der Schaltplan des Gehirns unser Ich?" Das Konnektom definiert Seung als die Gesamtheit der Nervenzellen und ihrer Verknüpfungen, die unser Denken, Fühlen und Wahrnehmen bestimmen. Erfahrungen könnten das Konnektom verändern, vergleichbar dem Bett eines Flusses, das vom Wasser geformt wird und so eine einzigartige Form entwickelt.

"Ich bin mein Konnektom", lautet entsprechend Seungs Kredo. Er weiß es gut zu begründen, muss aber einräumen: Bisher verfügen Forscher nicht über die nötigen Methoden, mit denen sich die Theorie belegen ließe. Mittels dreidimensionaler Grafiken veranschaulicht er immerhin, wie jene Verfahren funktionieren, die die Darstellung des Konnektoms künftig möglich machen sollen und die heute schon in den Megaprojekten verwendet werden. Die Vision des koreanisch-amerikanischen Forschers: das Auslesen des Konnektoms – und damit all dessen, was unsere Individualität ausmacht. Vielleicht, spekuliert er, lasse sich in ferner Zukunft auf diese Weise sogar ein eingefrorenes intaktes Konnektom wieder zum Leben erwecken. Was er hier in 20 Minuten referiert, zählt längst zum Allgemeinwissen für jeden, der über Hirnforschung informiert sein will.

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