Klima: Klimafreundliches Bauen: Neuartiger Beton als CO2-Schwamm
Beton ist das meist genutzte Baumaterial der Welt. Das hat Folgen: Die Produktion des Bindemittels Zement verursacht etwa fünf Prozent der weltweiten Kohlendioxidemissionen – pro Tonne Zement wird rund eine Tonne des Treibhausgases freigesetzt. 40 Prozent davon gehen auf das Konto des Energieverbrauchs für den Hochtemperaturprozess; 60 Prozent sind ein Nebenprodukt der chemischen Umwandlung von Kalkstein in Zement. Auch wenn Beton im Verlauf seines Lebenszyklus einen Teil dieser 60 Prozent wieder absorbiert – sein Beitrag zum Klimawandel sind viele Gigatonnen Treibhausgas.
Mittlerweile aber gibt es umweltfreundliche Alternativen. Der Videobeitrag des öffentlich-rechtlichen amerikanischen Senders PBS stellt eine davon vor: Ferrock™ wird aus Abfall-Eisenstaub hergestellt und bindet dabei Kohlendioxid, statt es freizusetzen. Die Erfindung des US-Umweltwissenschaftlers David Stone ist zudem extrem tragfähig und haltbar. Im Kommentar eines Vertreters der alteingesessenen US-Zementindustrie, der im Clip zu hören ist, sind allerdings deren Widerstände gegen eine Zusammenarbeit zu spüren. Auf Nachfrage per Mail erzählt Stone zwar davon, dass er gerade mit einem Unternehmen über eine mögliche Kooperation verhandele. Ansonsten berichtet er aber von den Schwierigkeiten, die er in den nicht gerade klimafreundlichen USA mit seinem Verfahren habe. Er denke daher auch über Projekte in Europa nach.
Derzeit erprobt er seinen Eisenbeton in einem Projekt am Tohono O'Odham Community College in Arizona (siehe hierzu auch eine Studie von Stone von 2016). In kleinem Maßstab produziert man dort Mauersteine, Platten und andere Bauelemente ökologisch wie sozial nachhaltig. Auch eine Variante seines Baustoffs hat er mittlerweile entwickelt: In ihr kommt das Kohlendioxid als wärmedämmendes Gas zum Einsatz.
Ferrock ist zwar nur eine der gegenwärtig erforschten zementfreien Betonsorten, doch eine mit herausragender Umweltbilanz. Zudem kommt er ohne Kiessand aus, dessen massenhafter Abbau inzwischen ebenfalls für Umweltprobleme sorgt. Dem breiten Einsatz von Stones Technologie könnte allerdings entgegen stehen, dass die Stahlindustrie nicht genug Abfall in Form von Eisenstaub abwirft. Stone selbst behauptet jedoch: Notfalls lasse sich der nötige Eisenstaub energiearm produzieren.
Das Video endet mit einer Zahl, die auf Grund ihrer schieren Größe erstaunt: In den drei Jahren von 2011 bis 2013 verbaute China soviel Beton wie die USA im gesamten 20. Jahrhundert. Einem Hauptgutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung (WBGU) zufolge war das sogar schon im Zeitraum 2008 bis 2010 der Fall. Das Land produziert mittlerweile knapp 40 Prozent des Zements weltweit. Ohne Frage: Alternativen tun angesichts der weltweiten Urbanisierung dringend Not.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben