3D-Druck: "Körperteile" aus dem Drucker
"Guten Tag, ich bin Dr. Jörgens, Ihr Chirurg, und heute mache ich diese Operation zum ersten Mal. Irgendwo muss man ja anfangen." Damit solche Sätze in einem Operationssaal nicht fallen müssen, üben angehende Ärzte häufige Handgriffe, das Setzen von Schnitten und das Nähen von Wunden an Attrappen des menschlichen Körpers und seiner Teile.
Lange Zeit hat man diese anatomischen Modelle auf der Grundlage von Körperatlanten aus Silikon und anderen Materialien gegossen. Allmählich aber erreicht die Technik ein neues Level, indem sie 3D-Druck und Daten aus dem Magnetresonanztomografen (MRT) kombiniert. In dem Video der Eastern Virginia Medical School (EVMS) preisen der Anatomieprofessor Craig Goodmurphy und weitere Mitarbeiter die Vorteile der von ihnen selbst hergestellten Modelle von Augäpfeln, Mündern oder menschlichen Organen. Da sie auf MRT-Daten echter Patienten beruhen, seien ihre Attrappen anatomisch besonders realistisch und nützlich, um angehende Chirurgen zu unterweisen.
Die angekündigte "Zukunft der Medizin", wie es im Titel heißt, demonstriert der Clip aber nicht. Zum einen setzt die EVMS nur auf einen generellen Trend in der Medizintechnik. Das Prinzip der verschiedenen Druckverfahren ist überall das Gleiche: Ein Computer zerlegt ein virtuelles dreidimensionales Modell in dünne horizontale Scheiben, anschließend baut es der Drucker aus Kunststoffen, Keramik oder Metallen Schicht für Schicht zu einem realen Objekt auf. Dass man hieran gut üben kann, dokumentiert schon eine Übersichtsstudie von 2010.
Zum anderen ist in der Grundlagenforschung noch viel zu tun. Schaut man in das im Januar 2017 erstmals erschienene Fachjournal "Journal of 3D-printing in medicine", zeigen die dort versammelten Veröffentlichungen vor allem eines: Der medizinische 3D-Druck steckt noch in den Kinderschuhen, wenn es nicht um grobe Plastikattrappen geht, sondern um die Nachbildung der komplexen Mikrostrukturen, in denen Chirurgen am echten Patienten operieren.
Immerhin zeigt das Video der EVMS, dass der medizinische 3D-Druck, wenn auch in seiner einfachsten Ausprägung, bereits den Weg in die Lehr- und Forschungseinrichtungen der Mediziner findet.
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