Meereskunde: Grabrede für eine Koralle
Die Erwärmung der Ozeane hat im Verlauf der letzten drei Jahre die schlimmste Korallenbleiche seit Beginn der Aufzeichnungen verursacht. Sie war die längste seit den 1980er Jahren, betraf den gesamten Globus und bewirkte wahrscheinlich die größten Schäden. Im Juni 2017 erklärten Wissenschaftler der US-Klimabehörde NOAA nach Auswertung von Satellitendaten und Computermodellen zwar, dass nun endlich ein Ende abzusehen sei. Doch die nächste Wassererwärmung und damit auch die nächste Bleiche könnten bereits wieder bevorstehen.
In dem preisgekrönten Animationsvideo auf seinem YouTube-Kanal "The Coral Carden" erklärt der italienische Meeresbiologe und Grafikdesigner Tullio Rossi in einer kurzen Geschichte, um was für eine Lebensform es sich bei der Koralle handelt, wovon sie lebt und warum sie ausbleicht. Seine Hauptfigur trägt einen menschlichen Namen, hat einen Wohnort und ist alt wie ein Baum. Rossis Talent fürs Zeichnen verleiht ihr darüber hinaus Charakter und Kontext. Damit wird ihr Schicksal persönlich.
Zu warmes Wasser ist dabei der größte, nicht aber der einzige Stressfaktor für Korallen. Starke Sonneneinstrahlung, Veränderungen im Salzgehalt und Versauerung, in Kombination mit massiven Stickstoffeinträgen aus der Landwirtschaft (einer Studie von 2017 zufolge tragen auch Stickstoff-fixierende Bakterien dazu bei) oder auch das Ausbaggern des Meeresbodens zur Sandgewinnung machen Korallen anfälliger für das Bleichen.
Den simplen Handlungsempfehlungen für jedermann, mit denen Rossi sein Video beschließt, lassen sich also unschwer weitere hinzufügen: weniger Düngemittel einsetzen, Sand und Beton recyceln und jede Technologie vor ihrem Einsatz auf Umweltfolgen abklopfen. Denn sind die Korallen einmal an der Bleiche zugrunde gegangen, zerfällt auch ihr gesamtes Ökosystem.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben