Archäologie: Mächtige Reiternomaden
Ihre Namen sind so geheimnisvoll wie ihre Geschichte: Noch immer lösen die Hunnen Assoziationen aus, die von blitzschnellen Bogenschützen bis zum "Sturm über Europa" reichen. Dank archäologischer Forschungen mischt sich mittlerweile auch Staunen über den Reichtum der Reiternomaden hinzu. Es verwundert deshalb nicht, dass sich die Filmemacher Gisela Graichen (bekannt unter anderem für "Schliemanns Erben") und Peter Prestel ("Terra X") diese Faszination zu Nutze machen und die Hunnen in ihrer Dokumentation im Titel nennen – auch wenn es eigentlich um die Xiongnu geht, ein Stammesbund aus Reiternomaden, über die bei Ausgrabungen in der mongolischen Nekropole von Noin Ula neue Erkenntnisse zutage gefördert wurden.
Wer waren die Xiongnu, die 600 Jahre vor dem Hunnenkönig Attila, also Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr., den Höhepunkt ihrer Macht erreichten, deren Fürsten sich in kostbare Seide hüllten und die China zum Bau einer gigantischen Mauer veranlassten? Über all das erfährt man leider kaum etwas in diesem ansonsten mit bezaubernden Landschaftsbildern und mit Szenen von Ausgrabungen und dem Camp-Leben gespickten Film. Zeit für mehr Information wäre aber gewesen: Die zehn je drei bis vier Minuten langen Episoden addieren sich zu einem immerhin rund 35-minütigen Werk (das auf den Seiten der Gerda Henkel Stiftung komplett zu sehen ist).
Genauso wenig werden frühere Ausgrabungen erwähnt, die bereits 1924 am selben Ort stattfanden. Mit Glück hat es daher wenig zu tun, hier nun eine reiche Bestattung zu finden – auch wenn Ausgrabungsleiterin Nataliya Polosmak von der Akademie der Wissenschaften in Novosibirsk es gern so darstellt. Entscheidender waren wohl eher Durchhaltevermögen, Manpower und Weitblick.
Wer eine Reportage über das Abenteuer Ausgrabung sehen möchte, wird von diesem Film sicher nicht enttäuscht. Wer hingegen hoffte, etwas über moderne Archäologie und die Xiongnu zu erfahren, sollte besser die Fortsetzung ansehen. Die Schätze der Xiongnu berichtet unter anderem über die Erkenntnisse, zu denen die Wissenschaftler anhand der vier freigelegten Grabhügel, der so genannten Kurgane, gelangten.
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