Biochemie: Mehr Nahrung für die Welt
Das einzige deutsche Exzellenzcluster zur Pflanzenforschung trägt den Namen Ceplas, an dem Wissenschaftler der Unis von Düsseldorf und Köln sowie dem Forschungszentrum Jülich und dem Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung beteiligt sind; das Ziel des Projektes das grundlegende Verständnis der biochemischen, genetisch gesteuerten Prozesse in Pflanzen zuverbessern. Im Zentrum stehen jene Funktionen, die sich auf das Wachstum und den Ertrag der Pflanze als Gesamtheit beziehen. Das Projekt hat dafür vier interdisziplinäre vernetzte Forschungsschwerpunkte: die Lebenserhaltungsstrategien einer Pflanze, die unterschiedlichen Photosynthese-Verfahren C3 und C4, das Pflanzenbiom mit der Interaktion der Wurzeln im Boden sowie die metabolischen Vorgänge in der Mikroflora der Pflanzen. HYPERRAUM.TV berichtet anlässlich einer Austauschveranstaltung des Projektes mit der Industrie in Düsseldorf und sprach dabei mit dem Biochemiker Prof. Andreas Weber, der als Leiter des Leiter des Instituts für Biochemie der Pflanzen auch Sprecher des Exzellenzclusters Ceplas ist.
Dabei ging es auch um die Frage, wie solche Forschungsergebnisse einen wichtigen Beitrag für die Weiterentwicklung von Nutzpflanzen leisten können – und damit zur künftigen Ernährung der Weltbevölkerung. Denn obwohl die Menschheit wächst, kam es in den letzten Jahren zu einer deutlichen Reduzierung der Anbaufläche. Bis heute wird dies vor allem durch den dramatisch wachsenden Einsatz von Düngemitteln ausgeglichen. FÜr Weber ist klar, dass diese wenig nachhaltige Methode auf Dauer nicht sinnvoll ist, die Pflanzen selbst müssten durch genetischen Eingriff des Menschen optimiert werden, um die Naherung der Welt künftig sicherzustellen.
Die bei Ceplas und anderen internationalen Pflanzenforschungen gewonnenen Grundlagen-Erkenntnisse werden mittelfristig Eingang in die Agrar- und Saatgutindustrie finden. Zwar sind in der europäischen Gesellschaft genetisch veränderte Nutzpflanzen nicht zugelassen, in bevölkerungsreichen Ländern wie Brasilien oder im asiatischen Raum befinden sie sich bereits auf dem Vormasch. Der globale Markt wurde durch die mit gentechnisch veränderten Produkte verbundenen Lizenzkosten für die Nutzung solcher Produkte stark beeinflusst. Gerade in Entwicklungsländern, wo der Zuwachs der Bevölkerung besonders hoch ist, stellen gentechnisch veränderte Pflanzen eine wichtige Grundlage für die Ernährung der Menschen dar und sind damit längst zu einer Frage der Entwicklungspolitik geworden. Der Ertrag von Reis könnte beispielsweise deutlich erhöht werden, wenn er statt mit C3-Photosynthese mit der optimierten C4-Methode Licht in biochemische Energie umwandeln könnte, ein Schwerpunkt der Ceplas-Forscher. Sie arbeiten auch am sogenannten C4-Reisprojekt mit, das gentechnisch veränderte Reissorten gerade Kleinproduzenten in armen Ländern ohne Lizenzkosten zur Verfügung stellen will. Die von der Stiftung von Bill und Melinda Gates maßgeblich geförderte Initiative des Internationalen Reisforschungszentrums wurde 2008 ins Leben gerufen. Ziel ist die Entwicklung von gentechnisch erzeugten Upgrades von Reissorten mit C4-Photosynthese. Solche sollen schon in wenigen Jahren herstellbar sein – mit rund doppelt so hohem Ertrag wie bisher.
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