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Wir Werden Alle Sterben: Mikroben im Weltall

Die Raumfahrt hat ihre ganz eigenen Sorgen mit Mikroorganismen. Außerdem: die ärmste Sau im Universum und woran die bemannte Marsmission tatsächlich scheitert.
Wir Werden Alle Sterben: Mikroben im Weltall

Veröffentlicht am: 23.10.2019

Laufzeit: 0:05:44

Sprache: deutsch

Willkommen zu einer neuen Folge von Wir Werden alle Sterben, dem Wissenschafts-Videocast auf Leben und Tod. Heute verlassen wir die Erde, denn auch im Weltraum gibt es Krankheitserreger: Killer-Mikroben in space! Die kommen aber natürlich nicht von Mars oder Venus – zumindest bisher –, sondern hier von der Erde. Seit der Mensch in den Weltraum reist, trägt er unangenehme Viecher mit sich – und der Weltraum macht sie sogar besonders unangenehm.

Raumschiffe und Raumstationen sind nämlich keineswegs so klinisch rein, wie man meinen könnte, im Gegenteil. Das stellten Astronauten schon auf der russischen Raumstation Mir fest. Die Station hatte diverse Stromausfälle, und währenddessen stiegen Temperatur und Luftfeuchtigkeit immer wieder stark an. Die Nässe bot Mikroben ideale Bedingungen, und bei einer genaueren Untersuchung 1998 fand man Pilze und Bakterien auf Fensterdichtungen, Kabeln, Raumanzügen und technischen Geräten.

Damit hatte man gerechnet; was man nicht erwartet hatte, waren mehrere frei schwebende Kugeln aus Wasser hinter diversen Abdeckungen. Wenn ihr euch jetzt kristallklare Tropfen vorstellt, liegt ihr falsch: Die Dinger waren trüb, bräunlich und enthielten Bakterien, Pilze, Amöben und sogar Milben.

Auf der ISS ist das bisher zwar nicht passiert, doch auch dort findet man gelegentlich Schimmel in Bereichen mit hoher Luftfeuchtigkeit. Eine Anfang 2019 veröffentlichte Untersuchung des Mikrobioms der Raumstation ergab eine große Vielfalt an Pilzen und Bakterien, darunter auch bekannte Krankheitserreger. Tatsächlich aber ähnelt das Mikroben-Ökosystem dort den Bedingungen in irdischen Funktionsgebäuden wie Büros oder Fitnessstudios.

Blobs, Bazillen, Brechdurchfall

Krank geworden ist durch die Mikroben, soweit bekannt, noch niemand. Also alles kein Problem? Nicht ganz, denn eine Raumstation ist eben kein normales Büro. Zum einen kann man nicht einfach ein paar Tage frei nehmen, und das nächste Krankenhaus ist auch ein bisschen weiter weg; und zum anderen ist ein Astronaut mit Brechdurchfall vermutlich die ärmste Sau des Universums.

Hinzu kommt, dass sich schon vor über zehn Jahren zeigte, dass Schwerelosigkeit ausgerechnet einen wichtigen Durchfallerreger aggressiver macht, nämlich Salmonellen. Und bereits in den 1980er und 1990er Jahren hatten russische Forscher herausgefunden, dass manche Bakterien im Weltall resistenter gegen Antibiotika werden. Bei anderen Bakterien passiert das Gegenteil. Zusätzlich gibt es Indizien, dass das Immunsystem von Menschen im Weltraum schwächer wird. Warum das alles passiert, weiß niemand.

Nicht bloß die Besatzung muss sich vor solchen mikroskopischen Mitreisenden in Acht nehmen: Pilze und Bakterien können sogar die Raumschiffe selbst angreifen – zum Beispiel indem sie Korrosion an Metallteilen beschleunigen, Plastik spröde machen oder gar die Filter in den Recyclingsystemen besiedeln und unbrauchbar machen.

Diese Probleme sind in der bisherigen Raumfahrt zum Glück nur theoretischer Natur oder unappetitlicher Nebenaspekt geblieben. Klar ist allerdings: Im Weltraum verhalten sich viele gängige Mikroorganismen unvorhersehbar – und unvorhersehbar ist kein Wort, das man im Weltraum gerne hört. Schon gar nicht bei den geplanten Missionen zum Mars, die teilweise auf mehrere Jahre ausgelegt sind.

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