Meeresforschung: Millionen Jahre unter dem Meer
Weltweit beproben Geowissenschaftler den Meeresboden, um ihm Geheimnisse aus längst vergangenen Intervallen der Erdgeschichte zu entlocken. Von Forschungsschiffen aus "stampfen" sie hierfür schwere Röhren in den Meeresboden, um einige Meter lange Sedimentkerne zu bergen. Doch wollen die Forscher wirklich weit in die Vergangenheit blicken, reichen solche vergleichsweise kurzen Sedimentkerne nicht aus. Hierfür müssen sie Sedimentschichten untersuchen, die viel tiefer im Meeresboden verborgen sind – dieser Aufgabe hat sich das Integrated Ocean Drilling Project verschrieben.
Mit speziellen Bohrschiffen können Forscher des Projekts mehrere tausend Meter in den Meeresboden hineinbohren und dabei Proben zu Tage fördern, die zum Teil viele Millionen Jahre alt sind. Eines der Bohrschiffe, die dabei zum Einsatz kommen, ist die JOIDES Resolution. Dieser vom Integrated Ocean Drilling Project produzierte Film zeigt sehr anschaulich die Arbeit an Bord des Forschungsschiffs, während seiner Expedition 342 im Sommer des vergangenen Jahres.
Vom Hafen St. George auf den Bermudas war das Schiff in Richtung Nordatlantik aufgebrochen. Ziel der Expedition: Der Atlantische Ozean, etwa 1000 Kilometer südöstlich von Neufundland. Hier haben sich über mehrere Millionen Jahre hinweg mächtige Sedimentschichten abgelagert, die einen hervorragenden Einblick in die Vergangenheit gewähren. Die Sedimente sind besonders wertvoll, denn sie befinden sich unter einem System von Ozeanströmungen, die für das Weltklima von entscheidender Bedeutung sind: An der Oberfläche fließt der warme Golfstrom nach Norden, während in der Tiefsee kaltes Wasser als Ausgleich nach Süden fließt.
Wie sich dieses System unter verschiedenen Klimazuständen verändert hat, wollen die Wissenschaftler auf der Expedition genauer verstehen. Besonders sind sie dabei an Ablagerungen aus der Zeit des so genannten paläozene-eozänen Temperaturmaximums interessiert. Während dieses erdgeschichtlichen Intervalls stiegen die weltweiten Temperaturen rapide an: in nur 20 000 Jahren um bis zu 6 Grad Celsius – geologisch betrachtet ein Wimpernschlag in der Zeit. Da in diesem Zeitraum zugleich die Kohlenstoffdioxidkonzentration in der Atmosphäre enorm anstieg, erhoffen sich die Wissenschaftler, aus den Proben Rückschlüsse darauf ziehen zu können, was uns in der Zukunft erwarten könnte. Denn Schätzungen gehen davon aus, dass die Atmosphäre in ungefähr 80 Jahren ähnliche Kohlenstoffdioxid-Werte erreichen wird.
Der Film bietet einen gut gemachten Einblick in die Arbeit an Bord eines großen Forschungsschiffs. Ausgewiesene Experten kommen zu Wort und erklären anschaulich die Ziele der Expedition, die Techniken, die zum Einsatz kommen, aber auch die Schwierigkeiten, vor die sie zum Teil gestellt sind. Sehenswert!
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