Doku-Serie: Überblick aus dem All
Die Erde mag ein mächtiger Himmelskörper sein, der unbeirrbar seine Kreise durch das All zieht. Ihre Biosphäre dagegen ist höchst empfindlich. Es ist ein fragiles Gleichgewicht aus unzähligen Einflüssen, das darüber entscheidet, ob sie sich zum Leben eignet oder nicht. »One Strange Rock« ist eine erstmals auf National Geographic veröffentlichte Dokumentationsreihe über die Erde und die vielen Einflüsse, die ineinandergreifen müssen, um ihre erstaunliche Lebensvielfalt hervorzubringen. Der Fokus der ersten Folge »Gasp« liegt auf dem Sauerstoffgehalt der Atmosphäre, der trotz des komplexen Wechselspiels aus Erzeugung und Verbrauch erstaunlich konstant bleibt und so eine der wichtigsten Grundlagen für unsere Existenz liefert. Begleitet von eindrucksvollen Bildern der Natur und moderiert von Schauspieler Will Smith kommen über die gesamte Dokumentationsreihe hinweg vor allem Menschen zu Wort, die das Privileg genossen haben, die Erde aus einer sehr speziellen Perspektive beobachten zu können: Astronauten. Diese Männer und Frauen zeichnen sich nicht nur durch besondere Fähigkeiten und Mut aus. Sie haben auch viele Tage und Wochen, zum Teil sogar Monate im All verbracht und so aus der Ferne eine ganz besondere Beziehung zu unserem Planeten aufgebaut.
Auch wenn er im Video nicht erwähnt wird; dieses Phänomen hat einen Namen. Bereits 1987 sprach der amerikanische Autor Frank White in seinem gleichnamigen Buch vom »Overview Effect«. Er beschreibt eine spezielle Form der Erleuchtung, die den ersten Raumfahrern widerfuhr. Sie sahen den Planeten, auf dem sie aufgewachsen waren und den sie als Heimat bezeichneten zum ersten Mal von außen und im Kontext des großen, schwarzen Nichts darum herum – also im Überblick. Diese neue Perspektive auf die Erde und die darauf lebende Menschheit vermittelte ihnen Ehrfurcht, ein tief greifendes Verständnis der Verbundenheit allen Lebens und ein gestärktes Gefühl der Verantwortung für unsere Umwelt. Obwohl der Overview-Effekt nur im Weltraum seine volle Wirkung entfalten kann, hatten Bildmaterial und Erzählungen der Raumfahrer sicher auch einen Einfluss auf den Rest der Menschheit. Das begann mit der ersten bemannten Mondmission Apollo 8, bei der Astronauten die Erde erstmals im Gesamtanblick sahen. Während ihrer Umkreisungen des Mondes schoss Astronaut William Anders das legendäre Foto »Earthrise«, das die Erde im pechschwarzen All über dem Horizont des Mondes zeigte, und kommentierte das später mit den Worten: »Wir haben diesen weiten Weg auf uns genommen, um den Mond zu erforschen, und doch ist das Wichtigste, das wir entdeckt haben, die Erde.«
Ganz in diesem Sinne berichten die Astronauten in Folge eins von ihren Eindrücken der hauchdünnen Atmosphäre der Erde, den in den Ozeanen sichtbaren Mikroorganismen, die einen großen Teil unseres Sauerstoffs erzeugen und dem Amazonas-Regenwald. Und natürlich auch von ihren persönlichen Erfahrungen mit den begrenzten Sauerstoffvorräten während ihres gefährlichen Aufenthalts im All. Weitere Folgen der Serie erklären, wie die Erde entstand, wie sie sich vor der Sonneneinstrahlung schützt oder welch große Rolle der Zufall in der Entwicklung des Planeten spielte. Dabei führt die Reihe den Zuschauer in bildgewaltigen Szenen zu spannenden und abgelegenen Orten. Seit Februar ist sie auch auf Netflix verfügbar.
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