Geologie: Fenster in die Vergangenheit
In die Geschichte der Erde blicken, um ihre Zukunft zu verstehen: Prof. Michael Strasser vom Institut für Geologie nutzt See- und Meeresböden als Archiv und begibt sich mithilfe von Bohrkernen auf die Suche nach Spuren vergangener Erdbeben und Extremereignisse. Das Video zeigt Strasser bei seiner leidenschaftlichen Arbeit in einer noch jungen Disziplin.
»Der Ozeanboden ist schlechter erforscht als der Mond«, sagt der Sedimentgeologe Michael Strasser. Seit mehreren Jahren beschäftigt sich der Forscher daher bereits mit den vielen »Unbekannten«, die in unseren Seen und Meeren schlummern. Dazu entnimmt er im Rahmen nationaler und internationaler Forschungsprojekte Bohrkerne aus Seen und dem Ozean. Durch die Analyse will Strasser wichtiges Datenmaterial sammeln, um das Wissen über Erdbeben und Tsunamis zu erweitern und einen ersten Schritt in Richtung ihrer Prognostizierbarkeit zu gehen.
Bohrkerne dienen Wissenschaftlern als hochaufgelöste Archive: Die einzelnen Sediment-Schichten, die sich Jahr für Jahr in subaquatischen Böden, Höhlen oder Gesteinsformationen ablagern, geben Aufschluss über klimatische und ökologische Bedingungen, Mensch-Umwelt Beziehungen und Naturereignisse wie Bergstürze oder Erdbeben zu Zeiten, die weit über historische Aufzeichnungen hinaus reichen. »Wissen über diese vergangenen Ereignisse kann dabei helfen, Indikatoren zur Prognostizierbarkeit künftiger Erdbebenereignisse oder auch klimatischen Entwicklungen vorhersagen zu können«, erklärt Michael Strasser. Im Forschungslabor Austrian Core Facility für wissenschaftliche Bohrkernanalysen steht den Forscherinnen und Forschern in Innsbruck nun das österreichweit erste Kompetenzzentrum seiner Art zur Verfügung, das mittels State-of-the-art-Messverfahren das Scannen von Bohrkernen und damit hochauflösende wissenschaftliche Analysen ermöglicht. »Die neuen Scanner ermöglichen uns Analysen, die früher rund zwei Monate gedauert haben, in 10 Stunden vorzunehmen«, beschreibt Michael Strasser. »Ein zwei Meter langer Bohrkern aus einem Bergsee liefert uns Daten über einen Zeitraum von 10 000 Jahren. Mussten wir diesen früher Schicht für Schicht bearbeiten, um chemische und physikalische Eigenschaften für die einzelnen Zeitskalen zu erhalten, können wir ihn nun in seinem Originalzustand scannen«, beschreibt er die Vorgangsweise. »Dies bedeutet für uns nicht nur eine enorme Zeitersparnis, sondern auch eine wesentlich größere Auflösung, was die Zeitskalen betrifft.«
Michael Strasser: https://www.uibk.ac.at/geologie/strasser/
Arbeitsgruppe Sedimentgeologie am Institut für Geologie der Uni Innsbruck: https://www.uibk.ac.at/geologie/sediment/
Austrian Core Facility: https://www.uibk.ac.at/geologie/corescanlab/
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