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Physik: Pendeln für Anfänger und Fortgeschrittene

Das Foucault-Pendel demonstriert die Erdrotation auf so faszinierende und grundlegende Weise, dass sich zahlreiche Videos im Web damit beschäftigen.
Foucault Pendel

Veröffentlicht am: 21.02.2015

Laufzeit: 0:01:47

Sprache: deutsch

Karlheinz Meier ist Professor für Experimentalphysik an der Fakultät für Physik und Astronomie der Universität Heidelberg.

Foucault-Pendel sind faszinierend: Ihr erstaunliches Verhalten zeigt uns, dass wir auf der Oberfläche eines rotierenden Planeten leben. (Physiker würden präziser formulieren, dass wir uns in einem rotierenden Bezugssystem befinden.) Wartet man nämlich nur lange genug, verändert ein solches Pendel merklich seine Schwingungsebene. Am einfachsten ist es, man stellt sich ein Exemplar vor, das an einem Punkt oberhalb des Nord- oder Südpols aufgehängt ist. Aus dem Weltraum würde man dann sehen, wie die Erdkugel unter dem Pendel vor sich hin rotiert, während das Pendel selbst seine Schwingungsebene im Raum beibehält.

Weil das Phänomen so grundlegend ist, versuchen eine ganze Reihe von Videos, es zu erklären. Ein klassisches Beispiel stammt von Kollege Karlheinz Meier. Der Professor am Kirchhoff-Institut für Physik in Heidelberg bietet auf seinem YouTube-Kanal UniHeidelbergPhysik eine Serie von einfach gemachten, meist rund zwei Minuten langen Erklärvideos zu physikalischen Themen. Das Video zum Foucault-Pendel ist eine schöne Kostprobe: Mit Hilfe von Lego-Männchen auf einer Drehscheibe zeigt es sehr anschaulich, worum es geht.

Auch die Kollegen von Sixty Symbols haben sich des Foucault-Pendels angenommen und eine Episode dazu gedreht: Foucault's Pendulum – Sixty Symbols. Im direkten Vergleich mit der Heidelberger Version macht das Sixty-Symbols-Video auf mich allerdings einen eher unruhigen Eindruck – schuld ist vor allem die Kameraführung –, außerdem benötigt es eine gehörige Weile, um überhaupt zu Potte zu kommen. Die Ausführungen über den Start des Pendels mittels eines durchgebrannten Fadens (damit man ihm nur ja keinen Schwung verleiht), die Notwendigkeit eines Antriebs für reale Foucault-Pendel und so weiter – all das ist für eine vertiefte Beschäftigung mit dem Thema durchaus interessant, aber solange man noch gar nicht recht weiß, wie der Effekt überhaupt zustandekommt, wirkt es etwas langatmig. Überhaupt ist das anschauliche Lego-Modell gegenüber dem Wedeln von Armen und Händen und einem "Stellen Sie sich vor, hier ist ein Pendel!" echt im Vorteil.

Eigentlich bin ich ein Fan von Videos, die Animationen sparsam einsetzen und stattdessen – zum Beispiel mit einfachen Versuchen – ausnutzen, dass wir beim Betrachten von Alltagsszenen nun einmal das beste Gefühl für räumliche Verhältnisse haben; davon können physikalische Demonstrationen sehr profitieren. Aber das folgende Video, das komplett animiert wurde, finde ich trotzdem sehr gut gemacht. Le pendule de Foucault setzt die Möglichkeit der Animation gezielt ein, um verschiedene Situationen und ihre Ähnlichkeiten und Unterschiede ins Bild zu setzen. Es macht sogar einen guten Versuch, zu erklären, warum das Pendel seine Schwingungsebene am Äquator eben nicht ändert, und warum es an Aufhängungspunkten zwischen Pol und Äquator länger als 24 Stunden benötigt, um einen kompletten Umlauf zu vollenden. Während dieser Erklärungen – etwa ab der vierten Minute – wird allerdings auch klar, dass man während eines solchen tieferen Einstiegs in die Materie vermutlich nur wenige Zuschauer bei der Stange hält.

Als letztes noch ein Foucault-Video im eigentlichen YouTube-Stil, also mit einfachsten Mitteln gedreht und geschnitten – inklusive "needlessly dramatic music", einem Zuschauerwettbewerb und einem schönen Selbstversuch, der es erlaubt, aus der Bewegung des Pendels die eigene geographische Breite zu bestimmen: Foucault's Pendulum: Watch the World Turn (The Gentleman Physicist).

Dass die Schwelle, auf YouTube Videos zu posten, sehr niedrig liegt, hat seine Nachteile, aber auch Vorteile. Ein Liebhaber von Foucault-Pendeln findet neben Erklärvideos hier auch viel "Rohmaterial", also Filme, in denen das pendelnde Pendel im Mittelpunkt steht:

Foucault Pendulum Timelapse zeigt fast tausendfach beschleunigt das Pendel im Katsushika City Museum in Tokio. So wird die Ebenendrehung direkt sichtbar.

Foucault's Pendulum spielt an einem Originalschauplatz, nämlich dem Panthéon in Paris, wo Léon Foucault sein Pendel am 26. März 1851 der Öffentlichkeit vorführte.

Foucault Pendulum at the Chicago Museum of Science and Industry fängt die Faszination der langsamen Bewegung langer Pendel ein.

Pêndulo de Foucault * Foucault's Pendulum zeigt, wie das Foucault-Pendel im Deutschen Museum München gerade eines jener kleinen Hindernisse umstößt, die solchen Pendeln gerne in den Weg gestellt werden, um zu zeigen, dass sich ihre Schwingungsebene mit der Zeit verschiebt.

Foucault pendulum at NTNU zeigt das Foucault-Pendel in Realfagsbygget an der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens in Trondheim. Mit einem Standbild pro Sekunde ist es doch recht lang (23 Minuten) und daher nur etwas für eingefleischte Foucault-Fans.

Als Schmankerl zum Abschluss noch etwas, das gar kein Video ist: Zu seinem 194ten Geburtstag widmete Google Léon Foucault ein Doodle; so heißen die Grafiken auf der Startseite der Suchmaschine, die dort jeweils einen Tag lang zu sehen sind. In diesem Fall schwang den ganzen Tag über ein Foucault-Pendel, das zu Anfang sogar fein säuberlich per Kerze, die einen Faden durchbrannte, gestartet worden war. Interaktiv ließ sich sowohl der Zeitpunkt als auch die geografische Breite verändern, sodass man sah, wie diese Faktoren die Pendelbewegung beeinflussen.

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