Psychische Erkrankungen: Urbane Seelenpein
Städte sind im Vergleich zum Land erheblich lauter, sie sind dichter besiedelt und hektischer: Doch machen sie auch psychisch krank? Eine Reihe von Studien der letzten Jahren weist in diese Richtung. Der Psychiater Mazda Adli von der Berliner Charité gibt in seinem allgemeinverständlichen Vortrag einen guten Überblick über die Forschungslage.
Einigen Untersuchungen zufolge ist das Risiko an Schizophrenie zu erkranken in Städten doppelt so hoch wie in ländlichen Gebieten. Auch Angststörungen und affektive Störungen wie Depressionen sind in urbanen Gebieten häufiger. Adli glaubt, dass vor allem sozialer Stress in der Stadt manchen Menschen seelisch krank macht. Er verweist auf eine Nature-Studie von 2011, die mittlerweile viel zitiert wird: Forscher vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim hatten bei Städtern durch künstlichen sozialen Stress eine größere emotionale Reaktion im Gehirn hervorrufen können als bei Menschen aus ländlichen Gebieten.
Doch trotz all dieser Indizien sollte man eines im Hinterkopf behalten: Bislang kann die Forschung nur einen korrelativen Zusammenhang zwischen dem Leben in der Stadt und psychischen Erkrankungen belegen. Ob das eine tatsächlich auch ursächlich mit dem anderen in Verbindung steht, bleibt abzuwarten.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.