Teilchenphysik: Reise in den ATLAS
Der Kurzfilm des in Österreich lebenden Filmemachers Christoph Malin entführt uns nicht etwa ins Gebirge, sondern rund 100 Meter tief unter die Erde. Sein Ziel liegt auch nicht im Nordwesten Afrikas, sondern am Westrand der Alpen, direkt bei Genf. Dort liegt das Europäische Kernforschungszentrum CERN, und ATLAS ist einer der großen Detektoren, mit denen Teilchenphysiker aus aller Welt die kleinsten Bausteine unserer Materie erforschen und nach exotischen Partikeln suchen. Mit Hilfe von Animationen und beeindruckenden Zeitraffer-Aufnahmen gibt das Video einen schönen Einblick, wie viel Technik und Arbeit in einem solchen Großdetektor stecken.
Der Aufenthalt in den Detektorkavernen während der Betriebsphase ist aus Strahlenschutzgründen untersagt. Daher nutzten die Filmemacher die zweijährige Betriebspause am CERN, um von 2013 bis 2014 die Wartungs- und Umrüstungsarbeiten am ATLAS zu dokumentieren – vom Austausch großer Detektormodule bis hin zu Kalibrierungstätigkeiten im Kontrollraum.
Mit einer Länge von 46 Metern, einem Durchmesser von 25 Metern und einem Gewicht von rund 7000 Tonnen ist ATLAS eines der größten und kompliziertesten wissenschaftlichen Experimente aller Zeiten. An ihm haben über 3000 Wissenschaftler aus 38 Ländern mitgewirkt. Die Anlagen am CERN sind riesig und doch stehen die Geräte unter Tage dicht gedrängt. Christoph Malin und seine Kollegen wählten deshalb einige ungewöhnliche Perspektiven, um in den engen Kavernen des CERN die Dimensionen des Instruments zu zeigen. Der Kurzfilm schließt mit einem Making of, passenderweise ebenfalls in Zeitraffer gedreht.
Insgesamt ein beeindruckender und schöner, zudem schnell geschnittener Film mit nur einem kleinen Manko: Man hätte gerne noch ein bisschen mehr gesehen – und gehört: Niemand, der einmal selbst die Gelegenheit hatte, die Eingeweide der modernen Teilchenphysik zu beschauen, wird je das tiefe Wummern und helle Pfeifen der zahlreichen Pumpen und Belüftungsanlagen in den gigantischen Tunnelanlagen vergessen. Der Film beschränkt sich jedoch auf die optische Kulisse und verzichtet bis auf die obligatorische Hintergrundmusik auf alle akustischen Eindrücke. Lediglich über englische Untertitel erhält der Zuschauer einige erklärende Infos.
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