Navigation: Routing in drei Dimensionen
Was 2009 als reines Forschungsprojekt begann, hat inzwischen den Sprung in den Markt vollzogen. Es geht um ein komplett neues Kartografie- und Navigations-Konzept: weg von zweidimensionalen Karten hin zum fotorealistischen 3D-Referenzmodell. Vorbild für die Technologie ist der visuelle Orientierungssinn von Lebewesen. Ein Ort, den ein Lebewesen schon besucht hat, ist im Gehirn als dreidimensionales Referenzmodell abgespeichert. Besucht man ihn erneut, dann vergleicht das Gehirn zur eigenen Standortbestimmung das, was die visuellen Inputsensoren – die Augen – sehen, laufend mit den abgespeicherten Daten. Auf diesem Modell visueller Orientierung basiert auch NavVis, wobei als digitales Auge die Kamera des Smartphone dient.
Für die digitale Erstellung des 3D-Referenzmodells, also die Kartografie der Gebäude, entwickelte das Projektteam eine vollautomatisch arbeitende Maschine, deren Vermarktung an potenzielle Gebäudebetreiber bereits begonnen hat. Sie wird durch die Räume geschoben, dabei entsteht mit Hilfe von sechs Systemkameras, drei Laserscannern und weiteren Sensoren sowie komplexen Auswertungs-Algorithmen ein dreidimensionales Modell. Die vom Team selbst entwickelte Bildverarbeitungs-Software komprimiert die dreidimensionalen Daten für reaktionsschnelle Applikationen in einer sogenannten "digitalen Signatur". Derzeit arbeitet das Projektteam noch an der Fertigstellung der zugehörigen App, mit der diese Daten dann auch für das Routing im Gebäude genutzt werden können.
Gebäudebetreiber, denen das ambitionierte Team von NavVis für das Inhouse-Navigationssystem anbieten möchte, sind Museen mit handygestützten Führern, aber auch Flughäfen oder die Industrie. Hier könnte das System in komplexen Fabrikanlagen für Wartungs- und Serviceaufgaben zum Einsatz kommen. Sogar in der Werbung lassen sich Anwendungen vorstellen, denn hat man sich einem Objekt mit dem elektronischen Auge erst einmal zugewandt und Interesse signalisiert, ließen sich weitere Zusatzinformationen dazu als nützliche Werbemaßnahme online aufs Handy ausliefern.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.