Mikroskopie: Schärfer als erlaubt
Stefan Hell gelang es, eine echte Hürde für die Wissenschaft zu umgehen: die Auflösungsgrenze der klassischen Lichtmikroskopie. In diesem Video der deutschen Fernsehproduktionsfirma doc.station erklärt der Physiker vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen seine Entdeckung, die ihm 2014 den Nobelpreis für Chemie eingebracht hat.
Das Video richtet sich an den interessierten Laien. Stefan Hell erläutert, wie man mit fluoreszierenden Markern sehr kleine Strukturen in Zellen wahlweise zum Leuchten oder zum Absorbieren von Licht bringen kann, so dass nur der Teil, der für den Forscher von Interesse ist, deutlich aus dem Hintergrund hervortritt. Auf diese Weise lässt sich die Auflösungsgrenze des Lichts umgehen.
Während Hell eine gute Figur als Wissenschaftsvermittler macht, erzählt der Sprecher reichlich Unsinn: Man kann sehr wohl in jede "letzte Zelle" schauen, nur nicht beliebig tief in sie hinein. Das zuerst gezeigte Beispielbild ist kein "Molekül", sondern eine Nervenzelle. Die angebliche "Bewegung einer Nervenzelle" zeigt in Wahrheit das Wachstum eines Nervenfortsatzes, und der Kommentar des Sprechers dazu kommt viel zu spät. Und Hell hat nicht eigentlich eine alte "Formel" erweitert, sondern eine neue Technologie entwickelt, die auf den Gesetzen der Lichtbrechung basiert.
Zumindest indirekt macht der Film Werbung für die Firma Abberior, die die nötigen Fluoreszenzen herstellt und deren Mitgründer Hell ist. Das ist wohl auch ein Grund dafür, dass Hell wie im Film dargestellt "stetig daran arbeitet", dass mehr Labore seine Methode nutzen. In der Wissenschaft nennt man das auch "conflict of interest", in der PR-Branche "Technologietransfer".
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