Ozeanografie: Schwarze Raucher am Meeresboden
1979 wies Jean Francheteau als einer der Ersten auf ein spektakuläres Schauspiel am Meeresboden hin. Der französische Meeresgeologe zeigte, dass an der Grenze zwischen pazifischer und südamerikanischer Kontinentalplatte in über 2000 Meter Wassertiefe Flüssigkeiten mit Temperaturen von mehreren hundert Grad Celsius austreten. Treffen diese auf das kalte Wasser am Meeresboden, werden metallreiche Minerale freigesetzt. Das Ergebnis sind so genannte Schwarze Raucher: Die Minerale verhärten zu kaminartigen Schloten mit durchschnittlich 20 bis 25 Meter Höhe, aus denen Sedimentwolken in Form charakteristischer "Rauchfahnen" aufsteigen.
Inzwischen sind über hundert dieser Unterwasser-Hydrothermalquellen belegt. Zwei von den Meeresforschungs-Instituten Marum (Video oben) und Geomar (Link zum Video) produzierte Filme nehmen die Zuschauer mit zu Quellen im Atlantik, im Ostchinesischen Meer und in der Bismarcksee. Mit Tauchrobotern sind den Forscher dort beeindruckende, hochauflösende Bilder der "Schwarzen Raucher" gelungen. Die Aufnahmen zeigen: Die "Kaminschlote" beherbergen ganze Ökosysteme faszinierender Lebensformen. In der Nähe dieser einzigartigen Habitate breiten sich Muschelteppiche auf dem Meeresboden aus, siedeln sich urtümliche Mikroben an, die aus dem Hydrothermalwasser ihre Energie beziehen, und fühlen sich ganze Krabbenkolonien heimisch.
Während der Film oben den Betrachter stumm auf eine Reise durch eine faszinierende Welt nimmt, erklärt der vom Geomar produzierte Film darüber hinaus kurz, knapp und anschaulich, wie "Schwarze Raucher" entstehen, was das Ökosystem in ihrer Nähe am Leben erhält und warum sich nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Industrieunternehmen für die bizarre Unterwasserwelt interessieren. Beide Filme sind sehr sehenswert und lassen den Zuschauer mit Spannung erwarten, welche unbekannten Welten am Boden des Meeres – der vor hundert Jahren als leblose Wüste angesehen wurde – in Zukunft wohl noch entdeckt werden.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.