Sciencefiction: Der gute alte Terminator
Wird eines Tages künstliche Intelligenz die Menschheit ausrotten? Vielleicht sollten wir uns wappnen, es ist ja nicht so, dass wir nicht gewarnt wären. Prominente wie Elon Musk und Stephen Hawking haben unermüdlich darauf hingewiesen, dass Maschinen bald intelligenter sein werden als Menschen und sich dann jeglicher Kontrolle entziehen werden. Die »Terminator«-Franchise, bestehend aus sechs Filmen und einer Serie, hat sich dieses Themas schon ab dem Jahr 1984 angenommen.
Im ersten »Terminator«-Film war die KI-Apokalypse für den August 1997 angekündigt, als »Skynet«, das KI-System für die Abwehr von Atomangriffen, plötzlich ein eigenes Bewusstsein entwickelte. Als die erschrockenen US-Militärs dem Siliziumhirn den Stecker ziehen wollten, fühlte es sich angegriffen und löste kurzerhand einen umfassenden Atomkrieg aus. Roboter und Drohnen sollten den Überlebenden den Rest geben. Aber die Menschen schlugen zurück. Als sie kurz vor dem Sieg standen, schickte Skynet einen Roboter, den Terminator, als Auftragsmörder in die Vergangenheit, um den Anführer des Widerstands zu eliminieren. Die Menschen wiederum schickten einen Bodyguard durch die Zeit, um den Terminator an seinem Auftrag zu hindern.
Diese vergleichsweise simple Grundidee ist die Basis der »Terminator«-Franchise. Die Rolle des Terminators T-800 war Arnold Schwarzenegger auf den Leib geschrieben und wurde bald zu seinem Alter Ego. Als er zum Gouverneur von Kalifornien gewählt wurde, nannten die Zeitungen ihn »Governator«. Im zweiten »Terminator«-Film war er von Menschen darauf programmiert, den künftigen Führer des Widerstands gegen einen Kollegen aus flüssigem Metall zu schützen, der jeden Menschen imitieren konnte, wenn er ihn berührt und getötet hatte. Am Ende stürzte der T-800 die nahezu unbesiegbare Maschine in einem Stahlwerk in einen Trog mit flüssigem Eisen und tötete sie damit.
Der aktuelle sechste »Terminator«-Film setzt dort ein, wo der zweite endet. Die übrigen, ohnehin nicht besonders erfolgreich, führten in parallele Welten. Wir schreiben das Jahr 2020, die Menschheit hat den Zeitreisekrieg gewonnen, Skynet wurde nie aktiviert. Die Fans von »Terminator 2« überkommt trotzdem bald ein ausgeprägtes Déjà-vu-Gefühl. Der Film beginnt in Mexico City. Aus zwei Zeitblasen fallen ein Terminator und eine Beschützerin. Diesmal ist das Ziel die junge Arbeiterin Danielle Ramos, die im künftigen Widerstand eine entscheidende Rolle spielen wird. Eine neue Jagd beginnt. Wieder wird eine KI in naher Zukunft zum Feind der Menschheit, und wieder löst sie einen Atomkrieg aus. Diesmal heißt sie »Legion« und sollte eigentlich vor Cyber-Terrorismus schützen. Auch der neue Terminator besteht aus flüssigem Metall. Er ist jetzt schwarz wie Öl und kann sich in zwei fiese Roboter aufteilen, die gemeinsam kämpfen. Die Beschützerin ist keine Maschine, sondern eine mit diversen Implantaten zum Supersoldaten aufgerüstete Frau. Die kanadische Schauspielerin Mackenzie Davis spielt sie so, als könne sie sich nicht entscheiden, ob ihre Figur eher Roboter oder eher Mensch ist.
Linda Hamilton hat wieder die Rolle von Sarah Connor übernommen, der Hauptperson der frühen »Terminator«-Filme. Sie gibt mit viel Spielfreude die sehnige alte Kriegerin, die ihre Gegner mit riesigen Waffen in Stücke schießt, ohne dass ihr auch nur die Frisur verrutscht. Arnold Schwarzenegger hat einen herrlich schrägen Auftritt als gealterter Terminator T-800 im Ruhestand. Nach einem Paulus-Erlebnis ist er zum Beschützer der Menschen konvertiert und lebt jetzt in einem Haus im Wald – als Mensch. Seine verblüffend umfangreiche Waffensammlung begründet er damit, beim Zusammenbruch der Zivilisation seine Familie beschützen zu wollen. Dann fügt er hinzu: »Und außerdem sind wir hier in Texas.« Die beiden Veteranen spielen das ganze übrige Ensemble mühelos an die Wand.
Wer »Terminator 2« mochte, dem wird auch »Dark Fate« gefallen. Er orientiert sich weitgehend am Plot des Films von 1991 und setzt voraus, dass die Zuschauer die wichtigsten Hintergründe bereits kennen. Das ist nicht unbedingt ein Wunder, denn der damalige Regisseur James Cameron ist wieder an Bord, diesmal als Produzent und Drehbuchschreiber. Natürlich ist – dem Zeitgeschmack entsprechend – alles größer, lauter und schneller angelegt. Regisseur Tim Miller war bei verschiedenen erfolgreichen Computerspielen für die visuellen Spezialeffekte zuständig und führte beim Superheldenfilm »Deadpool« 2016 zum ersten Mal Regie in einem Kinofilm.
Leider fehlt dem Film aber beinahe jede neue Anregung. In den 1980er Jahren war die Angst vor einem Atomkrieg und durchgedrehten Computernetzen weit verbreitet. Heute sorgen sich die Menschen eher um das Klima oder vor Migration. Davon findet sich im Film jedoch nichts wieder. Einige Szenen spielen zwar an der Grenze zwischen den USA und Mexiko. Die Grenzmauer und die Auffanglager bleiben aber lediglich Hintergrund für den Thrillerplot, eine zeitkritische Auseinandersetzung bleibt aus. Auch die gegenüber den ersten Filmen erheblich veränderte politische Lage thematisiert der Film mit keinem Wort.
Der Vorgängerfilm »Terminator: Genisys« von 2015 stand wegen seiner komplexen und verwirrenden Handlungsstränge in der Kritik. Bei »Dark Fate« haben die Filmemacher offenbar darauf reagiert, sind aber ins andere Extrem abgedriftet. Sie haben den Plot auf ein Minimum zusammengestrichen und stattdessen die wilde Verfolgungsjagd und die finale Schlacht mit allen Mitteln der modernen Tricktechnik eindrucksvoll in Szene gesetzt. Die Hauptfiguren machen sich zu keiner Zeit Gedanken darüber, wie die künftige Weltkatastrophe entsteht oder was sie tun müssten, um sie zu verhindern. Sollten sich die Menschen wirklich damit abgefunden haben, dass künstliche Intelligenzen ihre Welt eines Tages zerstören werden?
Insgesamt wirkt der Film etwas aus der Zeit gefallen und bringt zu wenig neue Ideen, um der Franchise eine neue Richtung zu geben. Aktuelle Entwicklungen oder Ängste greift er nicht auf und wird deshalb wohl nur Fans der alten »Terminator«-Filme wirklich ansprechen.
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