Kosmos: Wenn die Nacht einbricht auf fremden Welten
Was kann es Romantischeres geben als einen Sonnenuntergang an der Meeresküste? Ein Sonnenuntergang auf dem Mars vielleicht? Oder auf noch ferneren Planeten? Auch wenn die Reise dorthin vorerst nur in der Fantasie möglich ist, so hilft dieses neue Video der Vorstellungskraft etwas auf die Sprünge. Ein Team von Forschern am NASA Goddard Space Flight Center hat Sonnenuntergänge in unterschiedlichen Atmosphären simuliert und dabei den Einfluss der verschiedenen Arten und Dichte von Gasen und Partikeln, wie etwa Staubteilchen, berücksichtigt. Die Forscher hatten allerdings weniger im Sinn, Hintergrundbilder für eine neue Weltraumromanze zu produzieren. Derartige Simulationen dienen vor allem dem Verständnis dessen, was Raumsonden auf anderen Planetenoberflächen sehen würden. So lassen sich etwa die Bilder vom Mars gut abgleichen mit den zahlreichen Bildern der Mars-Rover. In der dichten, toxischen Venus-Atmosphäre wiederum lässt sich keine Raumsonde betreiben. Doch oberhalb der Atmosphäre dreht die zurzeit einzige Venus-Sonde Akatsuki, eine Mission der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA, ihre Runden. Dank dieser Daten können die Planetenforscher ihre Simulationen anpassen und versuchen, möglichst realistische Daten für kommende Missionen zu gewinnen.
So ist der Saturnmond Titan ein begehrtes Ziel für kommende Raumsonden. Noch in diesem Jahrzehnt will die NASA ihre Dragonfly-Sonde starten. In der kalten, dichten Atmosphäre auf Titan soll der Oktocopter umherfliegen und an unterschiedlichen Orten Proben sammeln. Der Sonnenuntergang dort draußen im Sonnensystem wird allerdings nicht ganz so ansprechend anzusehen sein wie der Einbruch der Nacht auf unserer Erde oder auf dem Mars. Doch sogar fremde Welten lassen sich simulieren. So haben die Forscher auch die Atmosphäre des Exoplaneten Trappist-1 e nachgestellt. Als erdähnlicher Planet, der seinen Zwergstern innerhalb der habitablen Zone umkreist, gilt er gegenwärtig als einer der vielversprechendsten Kandidaten, um außerirdische Lebensformen nachzuweisen. So könnte es sich bei Trappist-1 e laut den physikalischen Parametern sogar um eine Ozeanwelt handeln. Noch handelt es sich allerdings bei derartigen Simulationen um Spekulation: Mit heutigen Teleskopen lässt sich die Atmosphäre so kleiner Planeten kaum untersuchen. Ob Trappist-1 e eine Atmosphäre aufweist und – wenn ja – was für eine, wird sich erst in einigen Jahren mit der nächsten Generation von Großteleskopen erschließen. Wer weiß, vielleicht genießen die Bewohner auf Trappist-1 e ja ähnlich schöne Sonnenuntergänge wie wir.
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