Bionik: Tanz auf künstlichen Beinen
In seinem (englischsprachigen) TED-Vortrag kommt der Ingenieur und Biophysiker Hugh Herr vom MIT Media Lab mit abgeschnittenen Hosen auf die Bühne. Denn seine Beine stehen in den folgenden rund 19 Minuten im Mittelpunkt. Es sind nicht mehr seine eigenen, aber er hat sie selbst mit konstruiert. Seine biologischen Gliedmaßen mussten ihm amputiert werden, nachdem er beim Eisklettern in einen Blizzard geraten war und drei Tage in eisiger Kälte auf Rettung gewartet hatte.
Das von Herr gegründete Center for Extreme Bionics am MIT hat nach eigenen Angaben vor allem zwei Ziele: Einerseits möchten die Forscher die Funktionen von körperlich behinderten Menschen durch Technik wieder herstellen. Andererseits möchten sie Technologien entwickeln, um die menschliche Leistungsfähigkeit zu steigern. Herrs Team arbeitet an regenerativen Körperteilen, an Exoskeletten und innovativen bionischen Prothesen. In seinem gut verständlichen Vortrag erklärt Herr auch, wie seine eigenen Prothesen funktionieren. Ganz im Geiste der Bionik, die von der Natur als Lehrmeister abschaut, imitieren die bionischen Gliedmaßen die normale Muskelfunktion: Das künstliche System federt den Aufprall beim Auftreffen auf den Boden ab, und beim Abstoßen vom Boden wendet es Kraft auf, um den Fuß anzuheben.
Herr verbindet die technischen Aspekte zudem mit den persönlichen Schicksalen von körperlich behinderten Menschen. Nicht immer stilsicher: Bei einer Showeinlage lässt er eine behinderte Frau mit einer seiner Prothesen tanzen. Technikgläubig und pathetisch verkündet er überdies: "In Zukunft wird es keine Körperbehinderungen mehr geben", verrät allerdings nicht, wie weit diese Zukunft entfernt ist. Offensichtlich kann er sich solche vollmundigen Aussagen aber leisten. Zumindest sind seine Innovationen vielfach ausgezeichnet worden. Eine Prothese etwa, die unterschenkelamputierten Menschen einen natürlichen Gang ermöglicht, nahm die Zeitschrift Time in ihre Liste der besten Erfindungen 2007 auf.
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