Smog: Tod im Nebel
Der Londoner "Todesnebel" ist ein faszinierendes und erschreckendes Thema. Anfang Dezember 1952 kamen in der britischen Hauptstadt binnen kurzer Zeit zwischen, je nach Zählweise, 4000 und 12 000 Menschen zu Tode – Ursache war extremer Smog, der sich aus bislang ungeklärten Gründen zu einem ungewöhnlich giftigen Gemisch verändert hatte. Nun aber konnten Forscher um den Atmosphärenchemiker Gehui Wang vom Institute of Earth Environment der Chinesischen Akademie der Wissenschaften das Rätsel möglicherweise klären. Sie hatten den Todesnebel im Labor zusammen gemischt, um die darin auftretenden chemischen Prozesse zu untersuchen.
Das Video widmet sich dem Thema in gewohnter YouTuber-Art: im Schnellsprech, frontal in die Kamera gerichtet. Der anfangs gute Eindruck verflüchtigt sich allerdings, denn sein wissenschaftliches Thema ist bald abgehandelt und mutiert letztlich zum Aufhänger für Mystery-Themen: Alsbald geht es um ein Geisterkind auf dem Auto-Rücksitz und über ein "haunted house". Und auch um den Weltuntergang, mit dem wir jederzeit rechnen sollten. "Beyond Science" eben – so heißt der YouTube-Kanal von Mike Chen, für den echte Wissenschaft wohl nur ein Ausrutscher war.
Zurück zu dieser also. Die Inversionswetterlage hatte damals zu einer Trennschicht in der Atmosphäre geführt: Warme Luftschichten lagen oberhalb von den kälteren in Bodennähe, sodass die Londoner verstärkt mit Kohle heizten; hinzu kamen Industrieabgase. Darum befand sich in jenem Dezember eine große Menge Schwefeldioxid in der Luft. Anschließend kamen zwei entscheidende Faktoren zusammen, wie Wang und Kollegen herausfanden. Stickstoffdioxid, das ebenfalls bei der Verbrennung von Kohle entsteht, habe zur Sulfatbildung geführt. Sulfat wiederum kann, zusammen mit Wasser und anderen Stoffen, Schwefelsäure bilden. Gleichzeitig war damals die Luft besonders feucht. Als die Luftfeuchtigkeit anschließend wieder zurück ging, blieb Schwefelsäure in hoher Konzentration zurück – und vergiftete die Menschen, die sie einatmeten.
Dass ausgerechnet chinesische Forscher sich dieser Frage widmen, ist übrigens kein Wunder: Auch in den asiatischen Großstädten könnten sich vergleichbare Katastrophen wiederholen. Klar ist allerdings auch, dass der Londoner Nebel Folge eines seltenen Zusammentreffens verschiedener Faktoren war. Mehr Details verraten Spiegel Online und natürlich die Publikation selbst.
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