Genetik: Von der Erbsenzählerei zu den Gesetzen der Vererbung
Manchmal lohnt die Erbsenzählerei: Akribisch untersuchte der Mönch Gregor Mendel geschätzte 350.000 Erbsensamen, erfasste ihre Eigenschaften zahlenmäßig und leitete daraus vor gut 150 Jahren seine Vererbungsregeln ab. Eine beeindruckende Leistung, besonders wenn man bedenkt, dass die Funktionsweise von Genen und Chromosomen seinerzeit vollkommen unbekannt war.
Das Video aus der didaktischen Reihe TED-Ed, einem Ableger der Konferenzorganisation TED, erklärt die Mendelschen Regeln kurz und knapp in nur drei Minuten. Unter vollständigem Verzicht auf Musikuntermalung und Soundeffekte kommt es mit einfachen, aber ansprechenden Animationen tanzender Erbsensamen aus. Die übliche Benennung der Vererbungsregeln wäre aber gerade für die Zielgruppe der Schüler hilfreich (1. Regel: Uniformitätsregel, 2. Regel: Spaltungsregel, 3. Regel: Unabhängigkeitsregel). Auch für die Bezeichnung der Genvarianten – y für "grüne Samen" und Y für "gelbe Samen" – wären leichter unterscheidbare Buchstaben dem Verständnis zuträglich.
Dafür aber bieten die Macher Begleitmaterial zum Video an – wie üblich auf der TED-ED-Plattform: Nach kurzer Registrierung stehen Multiple-Choice Fragen, weiterführende Information und eine Forumsdiskussion als Unterrichtseinheit zur Verfügung.
In einer Hinsicht führt das sonst lehrreiche und durchaus sehenswerte Video allerdings ein wenig in die Irre: Genau berechnen lassen sich die Wahrscheinlichkeiten dafür, dass ein bestimmtes Merkmal oder eine Krankheit weiter vererbt wird, nur in seltenen Fällen – nämlich dann, wenn das Merkmal durch ein einziges Gen bestimmt wird (monogener Erbgang). Das gilt zum Beispiel für die Erbkrankheiten Mukoviszidose und Chorea Huntington – oder eben für Mendels Erbsenpflanzen. Hätte er bei der Wahl seines Forschungsobjekts weniger Glück gehabt, wäre sein Regelwerk nie entstanden.
Tatsächlich entscheidet oft die Kombination mehrerer, gar hunderter Gene, ob sich ein bestimmtes Merkmal in der Tochtergeneration wiederfindet (polygene Vererbung). Polygen vererbt wird zum Beispiel die Hautfarbe – hier gelten die Mendelschen Regeln also nicht. Es ist und bleibt darum eine Überraschung, wem Kinder und Enkel gleichen.
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