Riesenhaie: Von wegen gemächliche Riesen
Wenn Weiße Haie jagen, kommt es durchaus vor, dass sie mit Wucht aus dem Wasser schnellen – oft mit einem erbeuteten Seelöwen im Maul. So etwas wurde vor Südafrika schon regelmäßig beobachtet und spricht für die Agilität des Fisches, der bis zu 60 Kilometer pro Stunde schnell schwimmen kann. Doch dieses Verhalten hat man mittlerweile auch bei Riesenhaien (Cetorhinus maximus) festgestellt, die lange vor allem als eher gemächliche Planktonfresser galten – und deshalb nicht bei der Jagd aus dem Wasser schießen. Die Meeresbiologin Emmett Johnston von der Queen's University Belfast und ihr Team haben Filmaufnahmen »springender« Riesenhaie ausgewertet und ihre Ergebnisse in den »Biology Letters« veröffentlicht – mit erstaunlichen Werten.
Riesenhaie sind mit einer Länge von zehn Metern die zweitgrößten Fische der Erde, die oft in Küstennähe Plankton aus dem Wasser filtern. Dabei strömen innerhalb von einer Stunde bis zu 1800 Tonnen durch ihr Maul und die Kiemen, weshalb sie sich normalerweise auch nur sehr langsam fortbewegen. Doch dann und wann scheint es sie zu überkommen. Ein mit einem Messgerät ausgestatteter Riesenhai beschleunigte innerhalb von neun Sekunden und mit zehn Schwanzschlägen so stark, dass er aus 28 Metern Tiefe emporschoss. Er durchbrach die Wasseroberfläche in einem Winkel von 90 Grad und fiel erst aus einer Höhe von 1,2 Metern wieder zurück in die See. Um diesen Durchbruch zu schaffen, musste der Hai die Zahl seiner üblichen Schwanzschläge versechsfachen und mindestens fünf Meter pro Sekunde schnell werden – das ist doppelt so schnell wie die durchschnittliche Geschwindigkeit von olympischen 50-Meter-Schwimmern in der Krauldisziplin.
Damit erreichen die Riesenhaie ähnliche Geschwindigkeiten und Sprunghöhen wie die Weißen Haie, so die Biologen. Warum sie dieses Verhalten zeigen, ist aber noch rätselhaft: Bei Grauwalen dient das Springen und Zurückfallen auch als Kommunikationsmittel – der Schall des Aufpralls ist im Wasser weit zu hören. Eine anderer Erklärungsansatz könnte sein, dass die Tiere damit anhaftende Parasiten loswerden wollen. Der Energieaufwand ist für die Riesenhaie allerdings deutlich höher als für ihre Verwandten. Johnston und Co kalkulieren ihn auf ein Siebzehntel des täglichen Stoffwechselumsatzes, während er bei Weißen Haien nur halb so hoch ist.
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