Kosmologie: Wie groß ist das Universum?
Es sind die essentiellen Fragen, die uns alle angehen: Wie groß ist das Universum? Ist es unendlich? Wann ist es entstanden? Gibt es mehr als ein Universum und wenn ja, werden wir das jemals wissen können? Einen rasanten Überblick darüber, was Wissenschaftler zu Beginn des 21. Jahrhunderts dazu zu sagen haben, bietet "Cosmic Journeys – How Large is the Universe?" vom US-amerikanischen Dokumentarfilmer und Produzenten Thomas Lucas.
Natürlich sind unsere Vorstellungen vom Kosmos auch heute noch nur ein Modell – und wer weiß, ob uns zukünftige Generationen dafür belächeln werden. Aber immerhin basiert dieses Modell auf Beobachtungen, nicht auf Mutmaßungen und Glauben. Thomas Lucas bringt dem Zuschauer mit Erfolg nahe, wie und warum Kosmologen darauf gekommen sind, dass das Universum in einem Urknall entstand, dass es voll Dunkler Materie und Dunkler Energie ist und dass es nicht nur expandiert, sondern dies sogar immer schneller tut. Auf (erklärende) Grafiken verzichtet er dabei zugunsten von Visualisierungen, die eher fürs Auge als fürs Hirn sind. Trotz des schweren Stoffs, der die Kosmologie nun einmal ist, konsumiert sich sein Film daher recht leicht.
Leider verkürzt er (zwangsläufig) an einigen Stellen ein wenig zu sehr, und auch die Historie kommt etwas kurz. So kolportiert Lucas etwa die falsche Auffassung, Albert Einstein hätte das expandierende Universum vorhergesagt, doch war es nicht er, sondern der russische Mathematiker Alexander Friedmann, der diese Konsequenz der allgemeinen Relativitätstheorie als erster erkannte. Einstein selbst hielt dagegen lange an seiner Vorstellung von einem statischen Universum fest, und es waren auch nicht Hubbles Messungen, die ihn umdenken ließen. (Die Geschichte von Einsteins Bekehrung ist in einem exzellenten Artikel in Sterne und Weltraum 6/2014 (€) nachzulesen).
Das alles sei verziehen, schließlich soll "Cosmic Journeys" keine Vorlesung in Kosmologie oder Wissenschaftsgeschichte ersetzen. Stattdessen liefert das Video, das erstmals 2009 veröffentlicht wurde, in spannenden 25 Minuten einen Parforceritt durch unsere Theorie vom Universum, wie sie heute weitgehend als anerkannt gilt. Die angenehme Stimme des Erzählers Dick Rodstein und die gelungene Musikuntermalung machen es darüber hinaus zu einem ästhetischen Vergnügen.
Leider gibt es den Film nur in englischer Fassung. Eventuell hilft die automatische Untertitelfunktion von Youtube (zu finden unter "Einstellungen") – sie funktioniert erstaunlich gut und hilft dabei, dem Sprechertext auch mit eingerosteten Englischkenntnissen zu folgen. Wer hingegen die automatisch generierte deutsche Übersetzung nutzen will, muss deutlich abenteuerlustiger sein (immerhin funktioniert die Übersetzung von englisch "billion" in "Milliarden").
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