Kognition: Wie unser Denken in die Irre führt
Was ist Kognition? Wie funktioniert die Psyche? Und vor allem: Wie kann einen die eigene Psyche auch mal hereinlegen? Das sind die Kernfragen, die das zehnminütige Video beantworten soll. In einem schwarzen Ledersessel sitzend, spielt der Amerikaner Hank Green, studierter Biochemiker und Umwelttechniker, den klassischen Erklärbär – und er spielt ihn gut: unterhaltsam, witzig, anschaulich. Schnell wird klar, dass der Begriff der Kognition nicht so leicht zu fassen ist: Gedanken, Perspektiven, Erwartungen meint man damit unter anderem.
Diese Definition von Kognition wird dabei im Hintergrund als Text so kurz eingeblendet, dass der Zuschauer kaum Zeit zum Lesen hat, ohne das Video zu stoppen. Zudem erzählt Green parallel etwas ganz anderes; eine Bild-Ton-Schere, die in dem Video leider nur allzu häufig auftritt und die das Verständnis erheblich erschwert.
Probleme lösen zu können, sei ein weiterer wichtiger Aspekt von Kognition, so Green. Menschen nutzen hierfür verschiedene Strategien, unter anderem Algorithmen und Heuristiken. Algorithmen sind logische Schritt-für-Schritt-Verfahren, die mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Lösung führen, aber womöglich recht lange dauern können. Heuristiken sind hingegen einfache Strategien, die es ermöglichen, Probleme schneller zu lösen, wobei sie fehleranfälliger sind. In einer witzigen Animation einer Situation im Supermarkt wird der Unterschied zwischen beiden auch visuell anschaulich dargestellt.
Unser Gehirn, das Green humorvoll als "einen Batzen pinker, feuchter Hirnmasse von der Größe eines Kohls" bezeichnet, sei nicht einfach ein Computer, der Rechenoperationen durchführt. Unsere Vorlieben, Vorurteile und Gefühle spielen auch in unser Denken mit hinein. Von daher komme es immer wieder zu Denkverzerrungen wie dem "Bestätigungsfehler" oder "confirmation bias": Menschen suchen in der Welt nach Bestätigungen ihrer eigenen Ansichten und nicht nach konträren Ansichten. In der Folge haben sie die Tendenz, bei ursprünglichen Überzeugungen zu bleiben, obwohl es gute Gründe gibt, das Gegenteil zu glauben.
Trotz aller Anschaulichkeit können womöglich selbst Personen, die sich schon häufiger mit psychologischen Begriffen auseinandergesetzt haben, dem Zusammenhang des Videos nur schwer folgen. Das liegt zum einen an der massiven Anhäufung durchaus relevanter Begriffe zu dem Thema, die ohne richtige Struktur präsentiert werden. Zum anderen ist das Sprechtempo des Protagonisten unglaublich hoch, sind die Schnitte des Videos schnell getaktet.
Positiv hervorzuheben ist, dass das Video sehr unterhaltsam gestaltet und sprachlich witzig ist. Und die verwendeten Begriffe der Psychologie werden anschaulich beschrieben und mit alltagsnahen Beispielen untermauert.
Die "Crash Course"-Videos produziert Hank Green übrigens mit seinem Bruder John und einem größeren Team. Der entsprechende Kanal auf YouTube, auf dem die Brüder eine einfache und unterhaltsame Vermittlung von Wissen unterschiedlichster Gebiete anstreben, kooperiert seit 2014 mit PBS Digital Studios, einem Youtube-Kanal der nicht-kommerziellen und durch Spenden finanzierten TV-Senderkette Public Broadcasting Service.
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