Wir Werden alle Sterben: Der chemische Horror der Kürbisse
Kürbisgewächse und einige Kohl- und Gurkenverwandten bergen eine unsichtbare Gefahr. Sie bilden eine Klasse von komplexen Bitterstoffen, die auch für Menschen sehr giftig sind: die Cucurbitacine.
Diese Stoffe haben eine recht komplexe chemische Struktur, so dass es insgesamt rund 40 verschiedene Moleküle mit ähnlichem Aufbau gibt. Gemeinsam ist ihnen, dass sie ziemlich giftig sind. Dass wir überhaupt solche Gemüse essen können, verdanken wir der Pflanzenzucht. Die nämlich hat dafür gesorgt, dass einige Versionen der giftigen Kürbisse und Gurken keine Cucurbitacine mehr ausbilden.
Das ist allerdings nur ein Teil der Wahrheit. Der andere Teil: manchmal kommen sie wieder. Gelegentlich reaktivieren die Pflanzen die Gene – denn die fraglichen Gene sind keineswegs verschwunden, sondern lediglich ausgeschaltet. Es gibt drei Wege, wie die Pflanze die Gene wieder anschalten kann. Der erste ist Sex: wenn sich so eine Gemüsepflanze mit einem Cucurbitacin-reichen Zierkürbis kreuzt, können die Nachkommen giftig sein.
Der zweite Weg sind Mutationen, die einfach spontan die Gene reaktivieren. Am interessantesten ist die dritte Methode, wie Kürbisse die Gene zurückbekommen – nämlich durch Stress, und ganz konkret Trockenstress. Deswegen ist es auch gar nicht ganz ungefährlich, Kürbisse selbst im Garten zu ziehen.
Vergiftungen gibt es deswegen auch immer wieder. Zwar nicht jeden Tag, aber doch ziemlich regelmäßig. Die französischen Giftzentralen registrierten zwischen 2012 und 2016 insgesamt rund 350 Fälle von Vergiftungen mit den Pflanzen. Symptome einer Vergiftung mit Cucurbitacinen sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und in extremen Fällen Kreislaufzusammenbruch. Die gute Nachricht ist, dass die Stoffe sehr bitter sind und man so recht schnell merkt, wenn etwas faul ist.
Ihre Giftigkeit deutet auch auf die Funktion dieser Stoffe – die Cucurbitacine dienen den Pflanzen zur Verteidigung gegen hungrige Tiere. Und zwar nicht nur gegen Säugetiere, sondern auch Insekten, und sie wirken sogar gegen manche Pilze. Deswegen gibt es auch Forschung an den Eigenschaften der Cucurbitacine, um die Stoffe in der Medizin oder der Landwirtschaft einzusetzen.
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