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Artensterben: 10 Tierarten, die es bald nicht mehr gibt

Überleben Löwen bald nur noch im Zoo?

Auf der CITES-Konferenz wird gerade verhandelt, welche bedrohten Tierarten strenger geschützt und nicht mehr gehandelt werden dürfen. Löwe, Nashorn und Panda kennt aber jedes Kind und weiß, dass sie selten sind. Doch stärker bedroht sind Erdsittiche, Vaquitas, Stummelfußkröten oder der Mangarahara-Buntbarsch. Eine bunte Reise durch die Rote Liste der Tiere, von denen es manche wahrscheinlich bald nicht mehr gibt.

Westlicher Langschnabeligel – ein Eier legendes Säugetier aus Neuguinea |

Er legt Eier und säugt seinen Nachwuchs dennoch mit Milch; er trägt Stacheln und hat nur eine gemeinsame Öffnung für Geschlechts- und Ausscheidungsorgane, die Kloake – kurz: der Westliche Langschnabeligel (Zaglossus bruijni) ist eine zoologische Besonderheit. Doch weder seine Ausnahmestellung im Tierreich – die er mit drei weiteren Schnabeligelarten und dem Schnabeltier teilt – noch sein stacheliges Fell schützen ihn vor Nachstellungen. In seiner neuguineischen Heimat gilt er als Delikatesse und wird so häufig gefangen und gegessen, dass er im Bestand als stark bedroht gilt. Hoffnung macht, dass die Art vor wenigen Jahren während einer Expedition in die abgelegenen und unbesiedelten Foja Mountains im indonesischen Teil der Insel beobachtet wurde. Und Kristofer Helgen von der Smithsonian Institution in Washington hat offensichtlich in den Lagerbeständen des Londoner Natural History Museum ein Exemplar entdeckt, das noch 1901 in Australien gefunden worden sein soll. Die Art hat also womöglich noch mindestens bis ins 20. Jahrhundert in den abgelegenen Kimberleys im Nordwesten des Kontinents überlebt. Vielleicht sogar bis heute?

Mangarahara-Buntbarsch – der einsamste Fisch ist doch nicht so einsam |

Vor wenigen Jahren galt der Mangarahara-Buntbarsch (Ptychochromis insolitus) aus dem gleichnamigen Fluss in Madagaskar als der seltenste Fisch der Welt. Nur noch drei Exemplare schwammen in verschiedenen Aquarien – und alle waren männlich. In seinem natürlichen Lebensraum galt er bereits als ausgestorben: Intensive Abholzung und Nutzung des Wassers für den Reisanbau hatten das Fließgewässer ausgetrocknet. Die Zoological Society of London startete deshalb 2013 einen Aufruf im Internet, ob sich nicht vielleicht doch noch ein Weibchen bei einem Halter finden ließe, um die Art wenigstens in Menschenhand zu erhalten. Der Appell brachte keine neuen Hinweise auf in Aquarien gehaltene Tiere dieser Art, von denen man bislang nichts wusste. In Madagaskar selbst erkannte jedoch ein Geschäftsmann den Fisch und meldete, dass er ein Exemplar erst vor Kurzem in einem abgelegenen Dorf gesehen hätte. Eine rasch ausgesandte Expedition war schießlich – nach tagelanger frustrierender Suche – erfolgreich. In einem mittlerweile vom Mangarahara abgeschnittenen Zufluss fingen sie insgesamt 18 der Buntbarsche und brachten sie in eine eigens errichtete Zuchtstation. Auf diesen wenigen Tieren ruhen nun die Überlebenshoffnungen; ihr Lebensraum scheint allerdings für lange Zeit zerstört zu sein.

Balistar – zu schön für die Freiheit |

Ein strahlend weißer Vogel mit blauer Augenumrandung weckt Begehrlichkeiten: Wahrscheinlich zu Tausenden wurden Balistare (Leucopsar rothschildi) auf ihrer Heimatinsel gefangen und in Käfige gesteckt. Vielleicht noch 50 Vögel befinden sich in Freiheit in ihrem ursprünglichen Lebensraum auf Bali. Und selbst Zuchtstationen bieten keine Sicherheit, denn sogar diese wurden überfallen und die wertvollen Vögel gestohlen. Illegaler Vogelfang ist ein generelles Problem in Indonesien; in vielen Wäldern sind die begehrten Arten schon lange verschwunden oder stark dezimiert. Immerhin leben weltweit rund 1000 Balistare in Zoos oder bei privaten Züchtern, die sich um den Arterhalt kümmern. Und auf Bali werden immer wieder Individuen ausgewildert, um den Bestand vielleicht doch noch zu retten; angesichts des weiterhin großen Fangdrucks ist der Erfolg aber nicht garantiert.

Stummelfußfrösche – ein Pilz rottet sie aus |

Die Stummelfußfrösche der Gattung Atelopus stehen stellvertretend für eine Vielzahl an Amphibien, die mittlerweile akut vom Aussterben bedroht sind: Diese Lurche sind besonders anfällig für den Chytridpilz (Batrachochytrium dendrobatidis), der ursprünglich wohl aus Südafrika stammte und mit dem Tierhandel weltweit verbreitet wurde. Der Pilz befällt die Haut der Frösche und Kröten und tötet sie letztlich. Dutzende Arten starben deshalb beispielsweise in Zentral- und Südamerika aus; von den rund 90 Stummelfußfroscharten gelten mehr als zwei Drittel als massiv gefährdet – darunter auch der Panama-Stummelfußfrosch (Atelopus zeteki), der womöglich nur noch in einem Zuchtzentrum überlebt hat, nachdem der wild lebende Bestand durch die Infektion in kürzester Zeit zusammengebrochen ist.

Strahlenschildkröte – für die Freiheit auch zu schön |

Bei den ursprünglich im Süden und Südwesten lebenden Völkern Madagaskars galten Strahlenschildkröten (Astrochelys radiata) als "fady", tabu: Sie durften nicht gefangen und gegessen werden. Leider wohnen mittlerweile auch andere Menschen im Verbreitungsgebiet der Art, für die das Verbot nicht gilt – weshalb sich ein schwunghafter Handel mit den Reptilien entwickelt hat. Wie bei vielen bedrohten Spezies ist dies aber nicht der einzige Auslöser für den bedenklichen Bestandsrückgang. Ihr Lebensraum wird gerodet und zerstört. Und das Muster des Panzers spricht viele Reptilienhalter an, weshalb die Strahlenschildkröten begehrte Heimtiere geworden sind und massenhaft aus der natürlichen Umgebung entnommen werden. In wenigen Jahrzehnten dürfte die Art in freier Wildbahn ausgestorben sein, wenn die Tiere weiterhin so stark gejagt werden. Immerhin lassen sie sich aber auch leicht züchten, so dass sie zumindest im Terrarium überleben könnte.

Mendesantilope – da waren es nur noch drei |

Ist diese Antilopenart auch ein Opfer des Libyen-Konflikts? Seit Muammar al-Gaddafis Staat im Jahr 2011 zusammengebrochen ist, ging auch die staatliche Ordnung in anderen Teilen der Region verloren. Im Norden Nigers beispielsweise regieren nun ebenfalls Warlords, das Gebiet ist zu einer Handelsroute für Waffen, Drogen und Menschenschmuggler geworden. Und die Natur zahlt ebenfalls ihren Preis: Vielleicht nur noch drei Mendesantilopen (Addax nasomaculatus) haben die Wirren der letzten Jahre überstanden, der vorher vorhandene kleine Rest fiel wahrscheinlich Wilderern zum Opfer. Das meldete die IUCN, nachdem sie zuvor eine intensive Suche nach den Tieren aus der Luft und am Boden durchführen hat lassen. Teilweise geht der Verlust sogar auf das Konto von Regierungssoldaten, die chinesische Erdölfirmen in der Region schützen sollen. Damit bildet selbst die größte – und großflächig eher lebensfeindliche – Wüste der Erde keinen sicheren Rückzugsraum mehr für große Tierarten. Von 14 für die Region typischen Spezies der Megafauna sind 10 zumindest regional ausgestorben und manche bis auf ein Prozent des ursprünglichen Bestands dezimiert. Immerhin: Rund 1000 Mendesantilopen leben weltweit in Zoos und Zuchtzentren.

Schildschnabel – er stirbt als Elfenbeinersatz |

Im Flug sieht der südostasiatische Schildschnabel aus wie ein Relikt aus der Dinosaurierzeit – und bald könnte ihn auch das Schicksal seiner Urahnen ereilen. Birdlife International stufte die Art 2015 erstmals als akut vom Aussterben bedroht ein, obwohl sie lange weit verbreitet war. Die Vögel besitzen einen beeindruckenden Schnabel, der in China mittlerweile ebenso begehrt ist wie Elfenbein und im entsprechenden Handwerk "kunstvoll" geschnitzt wird. Kriminelle und hochgradig professionelle Banden schießen sie zu Tausenden im indonesischen Regenwald und schmuggeln die abgetrennten Schnäbel trotz eines totalen Handelsverbots nach China. Werden während der Brutzeit Männchen geschossen, können auch Weibchen und Jungvögel verhungern, weil diese in ihren Bruthöhlen fast komplett eingemauert sind. Zudem werden in Indonesien und Malaysia weiterhin riesige Regenwaldflächen in Akazien- und Palmölplantagen umgewandelt, was den Lebensraum der Vögel zunehmend einschränkt.

Schuppentiere – die am stärksten gewilderte Art |

Haben Sie schon einmal etwas vom Schuppentier gehört? Wahrscheinlich nicht. Dabei gehören die acht Arten dieser Säugetierfamilie zu den am stärksten gewilderten Spezies der Welt. Allein in den Jahren zwischen 2004 und 2014 wurden wohl rund eine Million Exemplare gefangen und getötet – mehr als Elefanten oder Nashörner. In Afrika sind sie als Buschfleisch beliebt, in Asien schätzt man sie nicht nur als Delikatesse, sondern schreibt ihnen allerlei fragwürdige medizinische Wirkungen zu: Sie sollen die Libido steigern, Fieber senken, Rheuma und Asthma lindern und sogar Brustkrebs heilen. Die Tiere ernähren sich von Ameisen und Termiten. Besonders begehrt sind ihre Schuppen, obwohl sie von den Inhaltsstoffen her unseren Fingernägeln gleichen. Doch Nägelkauen als Alternative hat auch noch kein Nashorn gerettet, dessen Horn ebenfalls magische Fähigkeiten zugeschrieben werden. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Schuppentiere kaum in Zoos halten und züchten lassen. Die ursprünglichen Tiere könnten also bald ausgerottet sein, wenn das Handelsverbot nicht wirkt, das in Südafrika auf der CITES-Konferenz beschlossen wurde.

Erdsittich – vom Feuer fast vernichtet |

Manche Arten leben in so eng begrenzten Lebensräumen oder in so kleiner Zahl, dass schon einzelne Katastrophen sie auslöschen können. Das befürchten Ornithologen beispielsweise beim australischen Westlichen Erdsittich, dessen Weltbestand 2015 auf maximal 140 Tiere geschätzt wurde. Doch dann brach in seinem wichtigsten Verbreitungsgebiet im Cape Arid National Park ein verheerendes Buschfeuer aus, das 90 Prozent der vorhandenen Vegetation zerstörte. Wie viele Exemplare überlebt haben, ist unklar: Die versteckt lebenden Papageien lassen sich nur schwer und hauptsächlich über ihre Rufe nachweisen. Die technischen Gerätschaften dazu wurden ebenfalls ein Raub der Flammen. Die Friends of the Western Ground Parrot bitten um Spenden, um gezielt nach der Art fahnden zu können; zudem sollen als Sofortmaßnahme rasch Giftköder ausgebracht werden, um eingeschleppte Fressfeinde wie Füchse und Katzen im Nationalpark zu bekämpfen. Damit soll verhindert werden, dass die Erdsittiche mangels Deckung zusätzlich bedroht werden. Im Zoo von Perth lebt gegenwärtig eine kleine Zahl Erdsittiche. Diese haben bislang jedoch noch keine Anstalten gemacht, sich zu verpaaren.

Vaquita – der kleinste Wal wird totgefischt |

Vielleicht ist es schon Ende 2016 so weit – und der Kalifornische Schweinswal (Phocoena sinus) oder Vaquita ist ausgestorben. Nur noch 60 Exemplare der kleinen Walart leben vor der Ostküste von Baja California. Regelmäßig ertrinken Tiere in ausgebrachten Fischernetzen; jedes Jahr verenden durchschnittlich 80 Schweinswale auf diese Weise. Verschärft wird ihre Situation durch die Jagd auf die begehrten Totoaba (Totoaba macdonaldi), eine ebenfalls vom Aussterben bedrohte Fischart im Golf. Deren Schwimmblase gilt in der chinesischen Küche als Delikatesse und wird teuer gehandelt, weshalb die Fische intensiv illegal gefangen werden. Alle Maßnahmen zum Schutz des Kleinwals wie auch der Totoaba schlugen bislang fehl. Der Vaquita könnte daher bald dem Jangtse-Flussdelfin in den Abgrund folgen, der 2006 als erste vom Menschen ausgerottete Kleinwalart ausstarb.

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