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Gesundheit: 5 eklige Dinge, die uns (angeblich) gut tun

Schleim, Kot, Körperflüssigkeiten - vor diesen Dingen könnten wir uns schütteln. Doch manchmal sind sie genau das, was wir gerade brauchen, um gesund zu werden oder zu bleiben. Eine Übersicht über Ekliges und Nützliches.

Ekel ist oft eine sehr nützliche Empfindung: Viele Dinge, die wir als widerwärtig empfinden, sind tatsächlich nicht gut für uns. Zum Beispiel verfaulte Lebensmittel, herumliegende Kothaufen oder halbverweste Leichen – alles Quellen potenziell gefährlicher Krankheitserreger. Doch nicht alles, was eklig oder potenziell infektiös ist, ist auch gefährlich. Hier finden Sie eine Liste mit Ausnahmen von der Regel.

5. Nase hochziehen

Viele Viren der oberen Atemwege lassen die Schleimhäute anschwellen und den Schnodder fließen. Der unappetitliche Rotz stört beim Atmen und trieft aus den Nasenlöchern – Grund genug, ihn regelmäßig loszuwerden. Die einfachste Variante ist, den ganzen Schmier geräuschvoll hochzuziehen und herunterzuschlucken – allerdings gilt weithin die Taschentuch-Strategie als zivilisatorischer Standard. Tatsächlich aber ist die erste Variante empfehlenswerter. Denn der Schleim ist eine clevere Fortpflanzungsstrategie der Viren, um ihren geplagten Wirt dazu zu bringen, sie in der Gegend zu verstreuen. Beim Schnäuzen landen die Viren nicht nur im Taschentuch, sondern Druckluftgetrieben auch an Gesicht, Kleidung und Händen. Und von dort steht ihnen in Form von Türklinken, Lichtschaltern oder Geld eine ganze Welt voller neuer Opfer offen.

4. Stuhltransplantationen

Fremde Fäkalien in verdünnter Form in den Hintern gespritzt zu bekommen, ist für die meisten Menschen wahrscheinlich ein eher gewöhnungsbedürftiger Gedanke. Tatsächlich aber gibt es Situationen, in denen die unappetitliche Prozedur durchaus Sinn ergibt. Dabei geht es natürlich nicht um die Abfallstoffe, die

den Körper auf diesem Wege verlassen, sondern um die Bakterien, die etwa ein Drittel der Trockenmasse ausmachen. Wenn nämlich die nützlichen Bakterien, die normalerweise den Verdauungstrakt besiedeln, durch Antibiotika dezimiert sind, lässt das eine Lücke für Durchfallerreger. Man kann den Erreger zwar seinerseits wieder mit einem Antibiotikum besiegen, oft aber kommt er dann sofort wieder. Es sei denn, man überträgt das gesunde Ökosystem aus dem Darm eines anderen Menschen, das dem Keim den Zutritt verwehrt. Derzeit ist die Stuhltransplantation noch eine experimentelle Therapie, doch Wissenschaftler diskutieren inzwischen, Fäkalien offiziell als Organ einzustufen, um diese Transplantation voranzubringen. Andere Teams arbeiten außerdem schon an künstlichem Kot aus dem Labor, die den gleichen Effekt haben wie Fäkalien, aber deutlich weniger eklig sind.

3. Eigenurintherapie

Nicht nur Blut ist ein ganz besonderer Saft, auch dem Urin schreiben die Menschen, möglicherweise inspiriert durch seine goldene Farbe, seit Jahrtausenden besondere Kräfte zu. Inzwischen gibt es kaum etwas, was mit der Flüssigkeit nicht angestellt wird – Eigenurin-Fans trinken sie, reiben sich damit ein oder träufeln sie in Nase, Augen, Ohren oder offene Wunden. Die Theorie, die dahinter steckt ist, dass diese Form der Anwendung das Immunsystem anrege.

Allerdings gibt es für eine solche Wirkung keinen Beleg, und die Idee ist selbst in der Alternativmedizin-Szene mindestens umstritten. Andere Vertreter der Methode berufen sich auf Inhaltsstoffe wie Mineralien oder Hormone, um eine medizinische Wirkung zu begründen. Der einzige Bestandteil des Urins allerdings, der eine tatsächlich in der Fachwelt anerkannte Wirkung hat, ist der Harnstoff. Der kommt gegen bestimmte Hautkrankheiten zum Einsatz. Allerdings sollte man auch in solchen Fällen statt Urin eher spezielle Harnstoffsalben verwenden – der Urin in der Blase ist normalerweise zwar steril, aber er kann von Bakterien aus der Harnröhre verunreinigt sein.

2. Würmer

Eingeweidewürmer sind nicht nur unappetitlich, sondern auch die zahlenmäßig bedeutendste der so genannten vernachlässigten Tropenkrankheiten. Etwa eine Milliarde Menschen hat Hakenwürmer, Spulwürmer oder Peitschenwürmer im Darm. Bei Kindern verursachen sie Blutarmut und Wachstumsstörungen. Fadenwürmer, die zum Eierlegen nachts aus dem Hintern kriechen und die auch Bewohner der Industrieländer gelegentlich in Bett- und Unterwäsche finden, sind weniger gefährlich, aber gleichfalls unerwünscht. Einige Mediziner allerdings infizieren ihre Patienten gezielt mit Würmern, um damit entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn zu bekämpfen. Die Würmer scheinen zwei nützliche Effekte zu haben: Zum einen regulieren sie die Aktivität von Effektor-T-Zellen herab, die für die Feindabwehr und Entzündung zuständig sind, und sie verändern die Zusammensetzung der bakteriellen Darmflora in eine günstige, also weniger entzündungsfördernde Richtung. Das liegt möglicherweise daran, dass die Würmer über hunderttausende Jahre gelernt haben, das menschliche Immunsystem zu regulieren, zu ihrem Vorteil, aber auch zu unserem. Ohne ihren mäßigenden Einfluss stürzt sich die Körperabwehr auf Gegner aus den eigenen Reihen.

1. Küssen

Wer küsst, gibt nicht nur Zuneigung weiter, sondern auch Speichel samt reichlich Bakterien und Viren. Es gibt sogar die so genannte Kuss-Krankheit, das Pfeiffersche Drüsenfieber, ausgelöst durch das Epstein-Barr-Virus. Dieser Infekt ist weit verbreitet, aber dafür sehr harmlos – das gilt aber nicht für alle Infektionen, die mit dem Speichel übertragen werden, zum Beispiel Herpes oder Hepatitis. Auch Prionen kann man sich womöglich beim Küssen einfangen. Wenn Küssen aber so riskant ist, weshalb hat es sich dann in nahezu allen menschlichen Kulturen durchgesetzt? Das liegt an den positiven gesundheitlichen Wirkungen. Zum einen werden Adrenalin und Dopamin ausgeschüttet, während der Spiegel des Stresshormons Cortisol zu sinken scheint. Dass das auch im weiteren Sinne gesund ist, zeigen epidemiologische Studien: Demnach lebt länger, wer häufiger küsst. Laut einer neuen medizinischen Hypothese liegt der eigentliche Sinn des Küssens aber tatsächlich darin, eine Infektion zu übertragen. Demnach dient der Kuss dazu, das potenziell fruchtschädigende Cytomegalie-Virus zu übertragen, bevor die Frau schwanger wird. Eine Ansteckung während der Schwangerschaft nämlich könnte dem Kind schaden.

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