Valentinstag: 5 Krankheiten, die durch Küsse übertragen werden
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Romantik hin oder her, dass das Vergnügen zu zweit mit unschönen Infektionen enden kann, hat sich herumgesprochen. Doch Kondome schützen beileibe nicht vor allen Krankheitserregern. Einige Viren und Bakterien werden schon zwischen Partnern übertragen, bevor die Hüllen gefallen sind – beim Küssen nämlich. Die Schleimhaut der Mundhöhle ist ein beliebtes Ein- und Ausfallstor für ansteckende Krankheiten aller Art, darunter auch das Chikungunya-Fieber und möglicherweise sogar das Zika-Virus. Hier stellen wir die fünf beliebtesten mikrobiellen Valentinstagsgeschenke vor.
Das Epstein-Barr-Virus verursacht bei etwa der Hälfte der Infizierten eine häufige und meistens harmlose Viruserkrankung mit geschwollenen Lymphknoten, Fieber, Entzündungen im Rachen und ausgeprägter Müdigkeit. Die Krankheit beginnt mit unangenehmen, grippeähnlichen Beschwerden und dauert etwa drei Wochen. Dass der Speichel so infektiös ist, liegt an der Konzentration der Infektion auf den Rachen- und Mundbereich: Die Mandeln sind befallen, und bei immunschwachen Patienten entstehen sogar weiße Streifen an den Zungenrändern, man bezeichnet das als Haarleukoplakie. Entsprechend bezeichnet man das Pfeiffersche Drüsenfieber nach seinem hauptsächlichen Übertragungsweg auch als Kusskrankheit. Wirklich schützen kann man sich nicht: Etwa 95 Prozent aller Europäer infizieren sich bis zum 30. Lebensjahr.
Einst war die Syphilis ebenso gefürchtet wie legendär, wohl kaum eine Geschlechtskrankheit hatte eine vergleichbare Präsenz in der Kunst – Voltaire thematisierte sie ebenso wie der Filmemacher Akira Kurosawa. Der Hauptansteckungsweg ist der Geschlechtsverkehr, aber auch der Speichel kann als Übertragungsmedium dienen: Der Syphiliserreger Treponema pallidumverursacht unter Umständen wunde Stellen in der Mundschleimhaut, die das Bakterium freisetzen. Heutzutage ist Syphilis gut behandelbar, zumal Treponema anscheinend nur extrem langsam Resistenzen gegen Antibiotika aufbaut. Trotzdem steigen die Fallzahlen auch in Deutschland seit Beginn des 21. Jahrhunderts wieder an.
Ursache der Parodontitis ist ein als Plaque bezeichneter bakterieller Biofilm, der sich entlang der Zähne bis unter das Zahnfleisch ausbreitet und dort – unterstützt durch das Immunsystem des Wirts – langsam den Kieferknochen zerstört. Tief in den Zahnfleischtaschen entwickeln sich Gemeinschaften aus Bakterien, die dort ohne Sauerstoff leben; diese Mikroorganismen sind wahrscheinlich durch Küsse übertragbar. Daten deuten darauf hin, dass Partner von Parodontitispatienten eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, selbst zu erkranken.
Eine Ansteckung als Ursache ist allerdings nicht einfach nachzuweisen. So kommen die meisten an Parodontitis beteiligten Keime auch bei Gesunden normalerweise in der Mundhöhle vor, so dass eine Übertragung kaum nachzuweisen ist. Die beiden Bakterien Actinobacillus actinomycetemcomitans und Porphyromonas gingivalis jedoch sind selten genug, so dass ihre Übertragung zwischen Familienmitgliedern untersucht werden konnte. Die Wahrscheinlichkeit, diese Keime vom Partner zu bekommen, beträgt demnach beim ersten bis zu 60, beim zweiten Erreger bis zu 75 Prozent.
Eine Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus-1 (HSV-1) ist extrem gewöhnlich – etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung tragen den Erreger in sich. Das Virus verursacht berüchtigt wunde Stellen und Bläschen im Mund und an den Lippen, die natürlich sehr stark ansteckend sind. Unerfreulicherweise sind Herpesinfizierte manchmal auch dann ansteckend, wenn sie gerade keinen Ausbruch erleben – außerdem ist Herpes unheilbar. Das heißt, beim Küssen hat man auch ohne sichtbare Anzeichen gute Chancen, einen Träger des Virus zu treffen, der den Erreger dann auch potenziell übertragen kann. Und keineswegs nur von den Lippen. Fachleute schätzen, dass ungefähr ein Fünftel aller Fälle von Genitalherpes nicht auf den normalen Erreger dieser Erkrankung, HSV-2, zurückgeht, sondern durch Oralsex übertragene HSV-1-Stämme ausgelöst wird.
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