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Astronomie für Einsteiger: Das Zodiakallicht

Staubteilchen in der Erdbahnebene streuen das Sonnenlicht, das wir nach Einbruch der Nacht im Westen oder vor Beginn der Morgendämmerung im Osten als breiten Lichtkegel sehen können – zumindest wenn der Himmel nicht künstlich erhellt ist.
Zodiakallicht

Eines der astronomischen Phänomene, die wir im heutigen Europa nicht mehr wahrnehmen – außer vielleicht in einer dunklen Alpenregion oder auf entlegenen Inseln – ist das Zodiakallicht. Was seit alters her eine vertraute Erscheinung war, ist ein Opfer unserer modernen, mit Kunstlicht überfluteten Gesellschaft geworden, die keine Erfahrung mehr damit hat, welch vielfältige Licht­erscheinungen die natürliche Nacht bietet.

Das Zodiakallicht – auch Tierkreislicht genannt – ist ein Lichtschein, den wir immer dann nach Sonnenuntergang im Westen und vor Sonnenaufgang im Osten sehen können, wenn die Ekliptik am jeweiligen Horizont steil nach oben ragt. In unseren Breiten ist das im Februar und März am Morgen, im September und Oktober am Abend der Fall. In den Tropen lässt sich das Zodiakallicht sogar das ganze Jahr über beobachten, weil dort die Ekliptik stets steil zum Horizont geneigt ist.

Allerdings braucht es schon ein geschultes Auge, um das Zodiakallicht nicht mit dem normalen Dämmerungslicht zu verwechseln. Charakteristisch ist ein breiter, diffus scheinender Lichtkegel, der vom Horizont nach oben ragt, und dessen Symmetrieachse entlang der gebogenen Ekliptik verläuft. Der schiefe Kegel hat keine scharfen Ränder, und auch seine Spitze verläuft offenbar nahtlos in das allgemeine Hintergrundlicht des Nachthimmels über. Tatsächlich setzt sich der Lichtschein des Kegels als schmaler Streifen, als so genanntes Zodiakalband, über die gesamte Ekliptik durch die Tierkreissternbilder fort. Dieser Eigenschaft verdankt die Erscheinung auch ihren Namen, denn dieser leitet sich vom griechischen Wort eklipsos = Tierkreis ab.

Ursache des Lichtscheins sind winzige Staubteilchen im interplanetaren Raum. Die nur einige Mikrometer großen Partikel streuen das Sonnenlicht sehr effizient und sorgen für die kegel- und bandförmige Aufhellung entlang der Ekliptik. Direkt der Sonne gegenüber, also bei einer Elongation von 180 Grad, können wir eine Verbreiterung und Aufhellung des Zodia­kalbandes bemerken, den Gegenschein. Die Partikel, die sich in dieser Richtung befinden, reflektieren das Sonnenlicht direkt zurück. Der Gegenschein lässt sich aber nur in einer wirklich dunklen Nacht abseits der erhellten Städte erkennen. Und am besten halten wir gegen Mitternacht nach ihm Ausschau – er ist dann dort zu sehen, wo sich Ekliptik und Meridian an der Himmelskugel schneiden.

Staubscheibe in der Erdbahnebene | Während sich ein schmaler Lichtstreifen, das Zodiakalband, entlang der gesamten Ekliptik erstreckt, bildet das Hauptlicht am Morgen und am Abend ausgedehnte Lichtkegel. Genau der Sonne gegenüber findet man den Gegenschein – am besten zu sehen gegen Mitternacht.

Der Hauptkegel des Zodiakallichts, den wir am Abend beziehungsweise am Morgen sehen, kann indessen eine beachtliche Helligkeit erreichen. Er kann durchaus mit dem Band der Milchstraße konkurrieren. Als ich vor wenigen Jahren auf einer weit vor dem Festland gelegenen Mittelmeerinsel weilte und ich dort erstmals das Zodiakallicht am Morgenhimmel beobachtete, war es die hellste Lichtquelle weit und breit, und ich konnte sogar meinen Schatten auf dem dunklen Asphalt sehen, auf dem ich stand!

Das Zodiakallicht zu fotografieren, ist recht einfach. Alles was man braucht, ist eine Kamera, die sich auf eine genügend hohe Empfindlichkeit einstellen lässt und ein Fotostativ. Je nach ISO-Einstellung (und Dunkelstromrauschen des Sensors) sollte man Belichtungszeiten von einer oder mehreren Minuten wählen. Am besten probiert man es mit unterschiedlichen Belichtungszeiten aus. Dank digitaler Kameras lässt sich das Ergebnis ja gleich bewundern. Und da das Zodiakallicht durchaus für eine halbe oder ganze Stunde zu sehen ist, lassen sich problemlos Aufnahmen mit unterschiedlichen Einstellungen machen.

Die beigestellte Aufnahme entstand Anfang Juli 2013 während des Süd­stern­freunde­treffens in Otjiwa, Namibia. Wegen der günstigen Breitenlage stand die Ekliptik an jenem Abend senkrecht zum Westhorizont. Mit einem 16-mm-Fisheye-Objektiv und einer Canon EOS 6D belichtete ich 30 Sekunden lang bei ISO 25 600.

Fotografie des Zodiakallichts | Von breiter Basis ausgehend, reckt sich der Lichtkegel des Zodiakallichts entlang der Ekliptik in die Höhe und geht dort in das schwächere Zodiakalband über, das die Milchstraße kreuzt.

Während sich im linken Teil des Bildes die Milchstraße über den Himmel krümmt, ragt rechts der Hauptlichtkegel des Zodiakallichts in die Höhe. Von einer breiten Basis ausgehend erstreckt sich der schmaler werdende Kegel bis fast in den Zenit. Der Verlauf der Ekliptik wird durch die Neigung des Kegels, aber auch durch markante Sterne und Planeten markiert. Zum Zeitpunkt der Aufnahme stand Regulus 13 Grad über dem Horizont, Spika 68 Grad, Saturn 78 Grad und Antares 113 Grad.

So eindrucksvoll Fotos das Phänomen des Zodiakallichts auch belegen – das persönliche Erleben dieser Naturerscheinung ist durch nichts zu ersetzen und bleibt eine unvergessliche Erfahrung!

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