Wissenschaft: Die 10 besten Fundstücke in wissenschaftlichen Veröffentlichungen
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Diese drei Herren sind, so viel lässt sich ohne Mühe erraten, von ihrem Fachgebiet genervt. Beziehungsweise von den Leuten, die sich darin herumtreiben. In ihren eigenen Worten: "Das Aufkommen von schnellen Spiele-PCs, das Internet und massive Sequenzierungsprojekte haben Hacker und gescheiterte Labor-Biologen in die Bioinformatik gelockt. Schlimmer noch, Entlassungswellen im Finanzsektor oder das nach einer Midlife-Crisis erhoffte Gefühl, an etwas Wichtigem zu arbeiten, haben zum Aufkommen einer mutierten, superresistenten Art von Bioinformatikern beigetragen." So nett kann man seine Kollegen beschreiben.
(aus Corpas et al.: How Not to Be a Bioinformatician. Source Code for Biology and Medicine 2012, 7:3)
Nach anscheinend etwas längerer und ermüdender Diskussion hat der Anthropologe Ian Tattersall genug von der in einer wissenschaftlichen Publikation geführten Debatte – und beendet sie kurz und knapp.
(aus Higher taxa: Reply to cartmill, Evolutionary Anthropology 10.1002/evan.21393)
Diese vier US-Chemiker bemühen die britische Komikertruppe Monty Python, um ihren Artikel über die ebenso bedeutende wie schwierige C-H-Aktivierung in der chemischen Synthese einzuleiten. Auf diesem Gebiet sucht man seit geraumer Zeit nach einem optimalen Verfahren dafür, allerdings auf etwas weniger absurde Weise als in "Ritter der Kokosnuss". Ob die Autoren dieses Zitat wählten, weil sie regelmäßig von Franzosen beschimpft wurden, ist nicht überliefert.
(aus Bruce A. Arndtsen et al., Acc. Chem. Res. 28(3), S. 154–162, 1995)
Die Autoren dieses Übersichtsartikels über Naturstoffforschung bedienen sich eines klassischen Zitats des früheren US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, um ihr Fachgebiet zu beschreiben: "Es gibt bekannte Bekannte; das sind die Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie wissen. Wir wissen auch, dass es bekannte Unbekannte gibt; das heißt, es gibt auch Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie nicht wissen. Aber es gibt auch unbekannte Unbekannte – solche, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen."
(aus ACS Synth. Biol. 3(10), S. 745-747, 2014)
Die Erstautorin Biyu J. He bedankt sich bei der US-Einwanderungsbehörde unter der Regierung Bush für eine zweimonatige Denkpause in einem anderen Land, weil die Visumsüberprüfung nach einer Konferenz im Ausland so lange dauere. In dieser Zeit sei ihr die Idee für die Veröffentlichung gekommen. Ob dieser Dank wohl von Herzen kommt?
(aus Trends Cogn. Sci. 13(7), S. 302–309, 2009)
Eines der ungewöhnlicheren Fundstücke ist dieser Heiratsantrag am Ende der Danksagung. Der Überlieferung nach hat die Dame eingewilligt. Allerdings hat sich der Autor nicht getraut, bis nach dem Gutachterprozess zu warten – dank des Preprints waren beide zum Erscheinen des Papers schon verlobt.
(aus Caleb M. Brown, Donald M. Henderson, Current Biology 25, S. 1641-1648, 2015)
Für ein breites Publikum erklärt die Physikerin Annika Peter hier das Universum anhand eines Cupcakes. Der Kuchen mache wie die Dunkle Energie den größten Teil aus, heißt es in der Veröffentlichung. "Genau wie die Schokoladenglasur die Streusel festhält, bindet die Dunkle Materie Baryonen aneinander, so dass sie Galaxien, Galaxiengruppen und Haufen bilden." Das Rezept sei auf Anfrage erhältlich.
(aus Annika Peter, Dark Matter: A Brief Review; arXiv:1201.3942 [astro-ph.CO])"Als Reaktion auf harsche Kritik von unseren Müttern und diverse gescheiterte Beziehungen mit Frauen" veröffentlichen diese Forscher nun die Ergebnisse ihrer fluiddynamischen Experimente darüber, wie man unnötiges Urinverspritzen auf der Toilette vermeidet. Eine kurze Literaturrecherche hätte allerdings gezeigt, dass die Menschheit für dieses Problem bereits eine Reihe von Lösungswegen kennt.
(Abstract einer Präsentation zum 66. Jahrestreffen der Abteilung für Fluiddynamik in der American Physical Society)
Diese beiden Autoren sind anscheinend Freunde der Lyrik und verfassten ihre Arbeit in Versen. Das Redaktionsteam der Fachzeitschrift sah sich genötigt, eine Stellungnahme zu veröffentlichen, in der es zwar anmerkt, wegen des nötigen Platzes und eventueller Probleme beim weniger poesiebegeisterten Publikum sähen "Manuskripte in dieser Form einer ungewissen Zukunft in dieser Zeitschrift entgegen" – andererseits ermutigen sie ihre Leserschaft, das neue Format sorgfältig in Augenschein zu nehmen. Leider hat es sich nicht durchgesetzt.
(aus Joseph F. Bunnett, Francis J. Kearley Jr., J. Org. Chem. 36(1), S. 184-186, 1971)
Sieht man auch nicht oft: eine Nicht-Danksagung an die Geldgeber. Diese italienische Arbeitsgruppe hatte eine Finanzierungszusage des Wissenschaftsministeriums – das aber bis zum Erscheinen des Papers das versprochene Geld nicht ausgezahlt hat. Es sei unbekannt, schreiben die Autoren genervt, ob es das jemals tun werde.
(aus F. Chierichetti, S. Lattanzi, A. Panconesi: Rumour Spreading and Graph Conductance. SODA, 2010)
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